Magier und Genie: Nikola Tesla
Vom Wasserfall zum Wechselstrom
Die Niagarafälle an der Grenze zwischen den USA und Kanada beeindrucken den jungen Nikola Tesla. Seine Vision ist, die gewaltige Wasserkraft in elektrische Energie umzuwandeln. Im Jahr 1896 sollte sich sein Traum verwirklichen: Das erste Groß-Wasserkraftwerk der Welt geht im US-Bundesstaat New York in Betrieb. Die Basis bilden die Wechselstrompatente von Nikola Tesla. Er gilt als Entdecker des Wechselstroms, der noch heute aus unseren Steckdosen kommt. Das Prinzip: Der Strom ändert regelmäßig seine Richtung und Stärke. Mehrere phasenverschobene Wechselströme erzeugen ein elektromagnetisches Feld.
Wechselstrom lässt sich beinahe verlustfrei über große Strecken transportieren – das Fundament der modernen Welt war gefunden. Geschichten wie diese zeigen: Nikola Tesla ist ein Genie, das das Unmögliche möglich macht. Nicht umsonst benennt der US-Unternehmer Elon Musk 60 Jahre nach dem Tod des innovativen Strompioniers seinen weltweit erfolgreichen Automobilkonzern „Tesla“. Auch weitere Gemeinsamkeiten – wie eine extravagante Persönlichkeit – lassen sich nicht von der Hand weisen. So behauptet Tesla beispielsweise, nur zwei Stunden Schlaf pro Nacht zu brauchen. Zudem hat er eine ausgeprägte Obsession für Tauben.
Viele Erfindungen, ein Erfinder
Nikola Tesla ist ein Kind des österreichischen Kaiserreichs. Aufgewachsen in einer serbisch-orthodoxen Familie im heutigen Kroatien, übersiedelt er zum Ingenieursstudium nach Graz und wechselt später an eine Universität in Prag. Für seinen Hochschulabschluss finden sich bis heute keine Belege. Nach mehreren Stationen als Techniker zieht es ihn 1884 mit neuen Kenntnissen über den Atlantik.
In den USA kann Nikola Tesla seinen Forschungsdrang ausleben. Ob du deinen Lieblingssong im Radio hörst oder mit der Fernbedienung durch TV-Kanäle surfst – all das und viel mehr haben wir Tesla zu verdanken. Viele Erfindungen wären ohne seine Ideen nicht möglich gewesen. Über 700 Patente meldet er an und liefert damit die Basis für zahlreiche Technologien sowie Anwendungen, zum Beispiel die Mikrowelle oder das Radar.
Die spektakuläre Teslaspule
Nikola Tesla ist bekannt für die Teslaspule: Dieser Transformator wandelt Strom von niedriger Spannung auf Hochspannung um. Im Zentrum dreht sich ein Magnet und produziert so in den außen angebrachten Spulen Strom. Berüchtigt sind die dabei entstehenden Blitzentladungen. Die Teslaspule wurde deswegen gern bei Shows eingesetzt.
Erfindungen, die auf Nikola Tesla zurückgehen
- Radio: 1897 lässt Nikola Tesla das erste Radio und den ersten Sender patentieren, doch der Italiener Elmo Marconi wird später offiziell als Schöpfer des Radios bekannt.
- Induktionsmotor: Nikola Tesla entwickelt den ersten Wechselstrom-Induktionsmotor. Das moderne „Tesla“-Elektroauto geht allerdings nicht direkt auf den Visionär zurück.
- Ferngesteuertes Boot: Die von Tesla entworfene Teleautomaton ist das erste ferngesteuerte Boot. Im Jahr 1898 stellt er es im Madison Square Garden in New York City vor.
- Schattengraph: Wilhelm Röntgen geht für die Erfindung der Röntgenbilder in die Geschichte ein. Auch Tesla forscht dazu und liefert mit dem Schattengraphen Bilder vom menschlichen Körper.
Tesla versus Edison: Der Stromkrieg
Beim sogenannten „Stromkrieg“ setzt sich Nikola Tesla gegen seinen früheren Chef Thomas A. Edison durch. Während Edison auf die Zukunft von Gleichstrom (DC) hofft, entwickelt Tesla für den Großindustriellen George Westinghouse ein funktionierendes Wechselstromsystem (AC). Edison interveniert gegen Tesla, sogar der erste elektrische Stuhl wird dank ihm mit Wechselstrom betrieben. Der „Todesstrom“ sollte die Menschen abschrecken. Doch es hilft nichts – bis heute bildet das Teslasystem den Kern unseres weltweiten Stromsystems.
Strompionier für E-Highways
Nikolas Tesla ist einer der ersten Gelehrten, der zur induktiven Übertragung von Energie forscht. Das Prinzip nutzen wir heute für das kabellose Laden von Smartphones. Künftig könnte es auch bei E-Highways zum Einsatz kommen. Die Idee: Elektroautos laden sich auf speziellen, mit Oberleitungen versehenen Fahrbahnen automatisch während des Fahrens auf.
Teslas Sehnsucht nach der Weltformel
Nikola Tesla ist ein Visionär und will den Geheimnissen des Universums auf die Spur kommen. Dabei ist er besonders von den Zahlen drei, sechs und neun fasziniert. Er sieht sie als Fundament eines nummerischen Musters, das die Ordnung des Kosmos beschreibt. Nach dieser Überzeugung richtet Tesla auch sein Verhalten aus: So bezieht er nur Hotelräume, deren Zimmernummer durch drei teilbar ist oder dreht drei Runden um den Block, bevor er ein Gebäude betritt.
Eine seiner Visionen ist, die Welt mit den Energien des Weltalls zu betreiben – einfach so Strom aus dem Äther zapfen, das wär’ doch was! Sein Traum, Energie weltweit drahtlos zu übertragen, ist bis heute einer geblieben. Mit 86 Jahren stirbt er verarmt in einer Hotelsuite mit der Nummer 3327 in New York – auch sie war durch drei teilbar.
Späte Würdigung
Über viele Jahrzehnte bleibt Nikola Tesla im Schatten von Thomas A. Edison. Ein Grund: Nach seinem Tod nimmt die US-Regierung Teslas Eigentum an sich. Später kommt der Besitz großteils wieder in die Hände seiner Familie oder an das Tesla-Museum in Belgrad. Einige von Teslas Unterlagen sind jedoch bis heute geheim. Die Bekanntheit des genialen Vordenkers steigt im Lauf der Zeit. Im Jahr 1960 wird die Einheit Tesla (T) für die magnetische Flussdichte eingeführt. Spätestens als Elon Musk 2003 sein Unternehmen nach dem oft verkannten Genie benennt, ist der Name in aller Munde.