Menschen und Karriere 10.11.2020

Arbeiten und reisen: So leben digitale Nomaden

Digitale Nomaden arbeiten, wann, wie und wo sie wollen. Einblicke ins Unterwegssein findest du hier. Plus Tipps für Einsteigerinnen und Einsteiger.

nomaden, wohnwagen

Mit dem Laptop in den Bergen, Mails checken im Café oder Relaxen am Strand: Nicht nur in Coronazeiten träumen viele Menschen davon, arbeitend die Welt zu entdecken. Welche Vorteile hat der Job auf Reisen? Welche Vorbereitungen sind zu treffen? Marketing-Beraterin und Texterin Anna Oladejo schildert ihre persönlichen Erfahrungen, Buchautor und Blogger Sebastian Kühn gibt hilfreiche Tipps.

Digitale Nomaden und Work & Travel

Digitale Nomaden arbeiten fast ausschließlich mit Online-Technologien. Sie sind ortsunabhängig und brauchen nur einen Internetzugang. Vom Betreiben von Websites oder Blogs über Grafikdesign bis zu Online-Marketing: Die Berufszweige könnten nicht vielfältiger sein. 

Work & Travel bedeutet: Man geht für eine begrenzte Zeit ins Ausland und finanziert sich den Aufenthalt mit Arbeit vor Ort. Plattformen wie Travelworks, AIFS oder Workaway bieten organisierte „Work & Travel“-Aufenthalte in vielen Ländern an.

Wenn die Leidenschaft zum Beruf wird

Anna Oladejo reist zurzeit als digitale Nomadin durch Ghana. Der Arbeitsalltag der 52-jährigen Wienerin mit Vorarlberger Wurzeln könnte nicht abwechslungsreicher sein: In der Früh arbeitet sie für Kunden ihrer Werbeagentur interlink marketing. Danach hilft sie im privaten Ferienhaus mit, in dem sie untergebracht ist, oder knüpft Kontakte bei Business-Meetings. Den Nachmittag nutzt sie dann, um die Gegend zu erkunden. Ihre Leidenschaft für Afrika wurde bereits vor vielen Jahren entfacht und hat sie seither nicht mehr losgelassen.

Frau, Afrika
„Work & Travel“ in Ghana: Die Afrodance-Liebhaberin Anna Oladejo bereist als digitale Nomadin Afrika. © Anna Oladejo

Neue Kulturen entdecken

Reisend andere Kulturen kennenzulernen stand bei der digitalen Nomadin seit jeher ganz oben auf der Liste. „Als mein Sohn erwachsen war, entschied ich mich, immer wieder eine Zeit lang im Ausland zu arbeiten. So gehe ich meiner Leidenschaft nach und kann unterschiedliche Orte kennenlernen“, erzählt sie. Beim Arbeiten auf Reisen ist ihr vor allem eine stabile Internetverbindung wichtig. Auch die Zeitverschiebung ist zu beachten: Ist es beispielsweise in Wien 9.00 Uhr morgens, ist es in Ghana eine Stunde früher.

Frau, Büro
"Durch das Leben als digitale Nomadin gehe ich meiner Leidenschaft nach und kann unterschiedliche Orte kennenlernen."
Anna Oladejo, digitale Nomadin

Kilometerlange Küsten und flache Strände

Beruflich war Anna Oladejo bisher hauptsächlich in Österreich und Afrika unterwegs. Ihr Hauptwohnsitz liegt in Wien – sie befindet sich immer wieder für ein paar Wochen oder Monate im Ausland. Von Gambia über den Senegal bis Ghana waren in Afrika schon die verschiedensten Orte dabei. Jedes Land hat seinen eigenen Reiz: „Gambia hat es mir ganz besonders angetan. Dort gibt es kilometerlange Küsten und wunderschöne flache Strände. Das Leben in Afrika ist viel verwurzelter und immens spannend“, erzählt die Marketing-Beraterin und Texterin. 

Nächstes Projekt der digitalen Nomadin

Als nächstes Reiseziel steht Kamerun auf der Liste. Anschließend werden Gambia und der Senegal folgen – wenn dies aufgrund von COVID-19 möglich ist. Im Jahr 2021 soll Anna Oladejos Herzensprojekt starten: BaoBeach Villages. „Mit geführten Kulturreisen wollen wir in Ghana einen Einblick in das Leben der Einheimischen ermöglichen. Den UN-Nachhaltigkeitszielen folgend sollen so eine Gemeinschaft geschaffen und interkulturelle Beziehungen gestärkt werden“, erklärt sie.

Videotipp: So leben digitale Nomaden

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Als digitaler Nomade Geld verdienen – geht das? Und wenn ja: Wie? Das erfährst du im Video. © Talerbox Invest Smart

Herausforderungen beim online Arbeiten und Reisen

Ortsungebundenes Arbeiten, keine fixen Arbeitszeiten und sein eigener Chef sein: Das digitale Nomadentum bringt einige Vorteile mit sich. Was für viele wie ein spannendes Abenteuer klingt, ist in der Realität jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden.

Das weiß auch Sebastian Kühn, der seit 2012 als digitaler Nomade die Welt bereist. „Viele verlieben sich in die Vorstellung, mit dem Laptop in der Hängematte am Strand zu liegen. Doch dabei wird gern vergessen, dass das digitale Nomadentum mit viel Arbeit verbunden ist.“ 

Mann, Laptop
Von Tallinn bis Shanghai: Außer einem Laptop braucht der digitale Nomade Sebastian Kühn beim Reisen nicht viel. © Sebastian Kühn

Was beim Arbeiten auf Reisen zu bedenken ist

Erst einmal muss man sich an den minimalistischen Lebensstil gewöhnen – also daran, seinen Besitz zu beschränken und mit wenig Gepäck zu reisen. Außerdem ist das digitale Arbeiten von unterwegs mit viel Bürokratie verbunden: Das reicht von der Krankenversicherung bis zu den Steuern. Auch praktische Sachen wie die Zeitverschiebung und das Klima im jeweiligen Land sind zu beachten. „Die Vorbereitung ist hier das A und O. Erst muss ich wissen, wie lange ich wo bleiben will. Dann muss ich mich um ein Visum bemühen und mir eine Unterkunft organisieren“, schildert Sebastian Kühn. 

Videotipp: Sebastian Kühn im Interview

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Keine typische Arbeitswoche: Wie digitale Nomaden arbeiten erklärt Sebastian Kühn im Gespräch. © XING

Vorbereitung ist das A und O

„Wer für längere Zeit auf Reisen arbeiten will, sollte sich erst einmal fragen: ‚Was will ich? Was nervt mich an meiner jetzigen Situation?‘“, erklärt der Gründer und Betreiber des Blogs Wireless Life. Ist man sich noch nicht sicher, ob das Unterwegssein auf Dauer etwas für einen ist, sollte man klein anfangen – zum Beispiel mit einer einmonatigen Reise mit dem Laptop. Zur Vorbereitung rät Sebastian Kühn, auch Facebook-Gruppen und Communities zu kontaktieren. „Hier trifft man auf Gleichgesinnte und bekommt praktische Tipps.“

Austausch und Tipps für digitale Nomaden

Für welches Land brauche ich ein Visum? Wie sieht es mit Impfungen und Krankenversicherung aus? Welche Vorbereitungen sind sonst noch zu treffen? Bei diesen Fragen helfen Online-Communities:

  • In der Facebook-Gruppe Digitale Nomaden können sich Gleichgesinnte austauschen sowie Fragen stellen und beantworten.
  • Die Plattform digitalenomaden.net bietet Tipps für den Start als digitaler Nomade. Außerdem findest du hier Buchempfehlungen und hilfreiche Tools.
  • Für den Austausch mit internationalen Nomaden bietet sich der Citizen Circle an. Hier sind unter anderem Infos zum ortsunabhängigen Arbeiten und zur kreativen Selbstständigkeit zu finden.
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