Natur und Regionen 24.09.2021

"Slow Tourism": Warum der Kunde nicht mehr König ist.

Aufräumaktionen in der Natur - sogenannte CleanUP Days - werden immer beliebter. Warum das? Und was hat das mit sanftem Tourismus zu tun?

Gesauese (C: Stefan Leitner)

„Slow Tourism“ – das ist der Gegenentwurf zum Massentourismus. Eine Art zu reisen bei der es um authentische Reiseerlebnisse geht, indem man in die Region eintaucht, anstatt sie oberflächlich zu konsumieren. Wer sanft reist, benimmt sich nicht wie ein Gast, dem alles zu Füßen gelegt wird. Eher wie einer, der sich selbst einbringt. Daher gelten alte Floskeln wie „Der Kunde ist König“ oder „Wer zahlt, schafft an“ nicht mehr. Es findet echter Austausch statt – mit Natur und Menschen. Im Gesäuse, eine Gebirgsregion in der Steiermark, steht dieses sanfte Tourismuskonzept an der Tagesordnung.

Marco Schiefert (C: Patron Plasticfree Peaks)
"Das Gesäuse muss man sich erarbeiten, aber der Lohn ist dafür umso schöner."
Marco Schiefer, Ranger im Nationalpark Gesäuse in der Steiermark

Es gibt weder Straßen, die zu den Hütten führen, noch Seilbahnen, die einen schnell auf den Gipfel bringen. Wer den Weg hinauf Schritt für Schritt und ganz bewusst gegangen ist, wird die Kässpätzle in der Hütte wahrscheinlich intensiver genießen. Und den Ausblick vom Gipfelkreuz so schnell nicht vergessen. 

Cleanup-Day im Gesäuse (C: Patron Plasticfree Peaks)

Aufräumaktion als Touristenattraktion

Urlauben und Gutes tun - die CleanUP Days im Gesäuse

Cleanup-Day im Gesäuse (C: Patron Plasticfree Peaks)

Aufräumaktion als Touristenattraktion

Urlauben und Gutes tun - die CleanUP Days im Gesäuse

Einige Menschen, die sich dem langsamen und sanften Reisen verschrieben haben, gehen noch einen Schritt weiter. Sie möchten nicht nur bewusster reisen, sondern auch aktiv zurückgeben. So fanden im Gesäuse im September zwei sogenannte CleanUP Days statt. Organisiert wurde das Ganze vom Nationalpark Gesäuse, dem Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen, dem Tourismusverband Gesäuse und „Patron Plasticfree Peaks“, einer Organisation aus dem Allgäu, die die Berge von Müll befreit.

Aber was bewegt eigentlich hunderte Menschen dazu, in ihrer Freizeit den Dreck wegzuräumen, den andere hinterlassen haben? „Die Naturverbundenheit spielt da eine große Rolle“, sagt Marco. „Die Leute wollen der Natur etwas zurückgeben und ein Zeichen setzen. Sie wollen sie sauberer verlassen als sie sie betreten haben.“ Als Ranger hat er in den letzten Jahren schon öfters Aufräumaktionen begleitet. Die nennen sich dann „Xeis-Putz“ (Xeis = Gesäuse).

Martina Lindenmayer (© Patron Plasticfree Peaks)
"Wir konzentrieren uns darauf, wie jede:r selbst aktiv werden kann. Es bringt ja nichts, sich darüber aufzuregen, wie viel Müll andere hinterlassen."
Martina Lindenmayr (Patron Plasticfree Peaks) über positive Vorbildwirkung statt erhobenen Zeigefinger

Ein wesentlicher Aspekt bei Initiativen wie den CleanUP Days ist der Spaß und Austausch. „Auf Menschen zu treffen, die eine ähnliche Gesinnung haben, ist ein Antrieb für viele“, sagt Martina. Wer sanft reist wird im Gesäuse auch noch ordentlich belohnt, denn in der Nacht kann die Milchstraße mit bloßem Auge entdeckt werden. Der Sternenhimmel im Gesäuse gilt nämlich als dunkelster und klarster Nachthimmel Europas.

Sternenhimmel über dem Gesäuse (© Andreas Hollinger / Nationalpark Gesäuse)

Eindrucksvolle Nacht

Die Milchstraße über dem Admonter Reichenstein im Gesäuse

Sternenhimmel über dem Gesäuse (© Andreas Hollinger / Nationalpark Gesäuse)

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Die Milchstraße über dem Admonter Reichenstein im Gesäuse

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Du willst selbst bei CleanUP Days dabei sein? Das kannst du, indem du dich bei Plasticfree Peaks anmeldest und selbst losziehst. Oder dir bei der Organisation eines eigenen Events helfen lässt.
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