"Slow Tourism": Warum der Kunde nicht mehr König ist.
„Slow Tourism“ – das ist der Gegenentwurf zum Massentourismus. Eine Art zu reisen bei der es um authentische Reiseerlebnisse geht, indem man in die Region eintaucht, anstatt sie oberflächlich zu konsumieren. Wer sanft reist, benimmt sich nicht wie ein Gast, dem alles zu Füßen gelegt wird. Eher wie einer, der sich selbst einbringt. Daher gelten alte Floskeln wie „Der Kunde ist König“ oder „Wer zahlt, schafft an“ nicht mehr. Es findet echter Austausch statt – mit Natur und Menschen. Im Gesäuse, eine Gebirgsregion in der Steiermark, steht dieses sanfte Tourismuskonzept an der Tagesordnung.
Es gibt weder Straßen, die zu den Hütten führen, noch Seilbahnen, die einen schnell auf den Gipfel bringen. Wer den Weg hinauf Schritt für Schritt und ganz bewusst gegangen ist, wird die Kässpätzle in der Hütte wahrscheinlich intensiver genießen. Und den Ausblick vom Gipfelkreuz so schnell nicht vergessen.
Einige Menschen, die sich dem langsamen und sanften Reisen verschrieben haben, gehen noch einen Schritt weiter. Sie möchten nicht nur bewusster reisen, sondern auch aktiv zurückgeben. So fanden im Gesäuse im September zwei sogenannte CleanUP Days statt. Organisiert wurde das Ganze vom Nationalpark Gesäuse, dem Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen, dem Tourismusverband Gesäuse und „Patron Plasticfree Peaks“, einer Organisation aus dem Allgäu, die die Berge von Müll befreit.
Aber was bewegt eigentlich hunderte Menschen dazu, in ihrer Freizeit den Dreck wegzuräumen, den andere hinterlassen haben? „Die Naturverbundenheit spielt da eine große Rolle“, sagt Marco. „Die Leute wollen der Natur etwas zurückgeben und ein Zeichen setzen. Sie wollen sie sauberer verlassen als sie sie betreten haben.“ Als Ranger hat er in den letzten Jahren schon öfters Aufräumaktionen begleitet. Die nennen sich dann „Xeis-Putz“ (Xeis = Gesäuse).
Ein wesentlicher Aspekt bei Initiativen wie den CleanUP Days ist der Spaß und Austausch. „Auf Menschen zu treffen, die eine ähnliche Gesinnung haben, ist ein Antrieb für viele“, sagt Martina. Wer sanft reist wird im Gesäuse auch noch ordentlich belohnt, denn in der Nacht kann die Milchstraße mit bloßem Auge entdeckt werden. Der Sternenhimmel im Gesäuse gilt nämlich als dunkelster und klarster Nachthimmel Europas.
Eindrucksvolle Nacht
Weitere Empfehlungen für sanftes Reisen in Österreich
1. Sellrain in Tirol
Ursprüngliches Bergsteigerdorf auf 900 Metern Seehöhe im „Ruhegebiet Stubaier Alpen“ mit allerbesten Aussichten auf die umliegenden Berge.
2. Werfenweng im Salzburger Land
Ein von schroffen Gipfeln umgebenes Hochtal auf 900 Metern Seehöhe im Tennengebirge mit Hütten, Almen und 80 Kilometer Wanderwegen.
3. Naturpark Weissensee in Kärnten
Naturparadies auf 930 Metern Seehöhe mit reichhaltiger Flora am viertgrößten See Kärntens mit glasklarem Wasser. In der Nähe befindet sich auch die Drau, eine der größten Energiequellen für die Wasserkraftwerke von VERBUND in Kärnten.