Nachhaltigkeit und Energiewende 07.11.2019

Jeden Fisch erfassen

VERBUND-Fischwanderhilfe Greifenstein: jeden Fisch erfassen

Fischer stehen beim Einstieg der Fischwanderhilfe an der Donau
Im Herbst nutzten die Ökologen der Firma „Profisch“ das warme Wetter zu einer elektrisch unterstützten Vollerhebung. Alles, was sich in der Fischwanderhilfe tummelte, wurde von den neugierigen Experten penibel begutachtet. Dazu ist ein gut geschultes Auge nötig, denn beispielsweise die zugewanderte Grundel ist von der heimischen Koppe nur durch einen Blick auf die Unterseite zu unterscheiden. Anders als beim traditionellen Teich-Abfischen zur Herbstzeit wurde den Fischen in Greifenstein keine Schuppe gekrümmt. Allesamt wurden sie wieder in die Freiheit entlassen.
Fischer waten einen Bach stromaufwärts
Die gewaltige Zahl von 10.000 Fischen wurde im ersten Jahr in der Fischwanderhilfe Greifenstein gefangen, mit einem Chip versehen und anschließend wieder entlassen. Dank Antennen entlang der Donau, von Nußdorf am Donaukanal bis zur fernen Schiffsschleuse in Aschach, erfassen die Fische. Eine Datenbank sammelt die Ausschläge und ermöglicht den Experten ein exaktes Bewegungsprofil. Verblüffend: einige Exemplare schafften es tatsächlich von Nußdorf bis Aschach. Wie die Fische sich an den Kraftwerken Abwinden-Asten und Ybbs-Persenbeug vorbeischmuggelten, bleibt ein Geheimnis. Beide Kraftwerke verfügen noch über keine Fischwanderhilfe.
Hand hält einen Fisch namens Perlfisch
Besondere Freude bereiten den Experten die Nasen: dieser Leitfisch im Projekt der Fischwanderhilfe zeigt sich in großer Zahl, in verschiedenen Altersstadien und über längere Zeiträume. „Jungfische bleiben länger im Gewässer und zeigen, dass der Begleitbach als Habitat angenommen wird“, so Michael Schabuss von Profisch. Unter den gefangenen Fischen sind auch etliche alte Bekannte Exemplare, die die Fischwanderhilfe als Lebensraum gar nicht mehr verlassen möchten. Auch ein in der Donau äußerst seltener Perlfisch ist dabei.
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Ökologischer Fischfang in Greifenstein
Drei Fischer stehen im Bach
Die Arbeit erfordert beachtliche körperliche Konstitution. 4,4 Kilometer gegen die Strömung und 15 Höhenmeter hinter sich zu bringen, noch dazu mit schwerem Gerät, Eimern und Netzen, ist ein Gewaltmarsch. Die Teammitglieder wechseln sich ab und legen immer wieder Pausen ein. Das Wasser im Begleitbach der Fischwanderhilfe wurde reduziert, um die Arbeit überhaupt möglich zu machen. Schritt für Schritt kämpfen sich die Ökologen voran, immer lauernd auf Fischen und auf der Hut vor ausgeschwemmten Tiefwasserzonen, die heimtückisch unter Wasser lauern. 
Fahne mit EU-LIFE-Logo und gelber Ente
Die Fischwanderhilfe ist ein gelungenes Zusammenwirken vieler Projektpartner entlang der Donau. „Die Barrierefreiheit der Kraftwerke ist lediglich das Pflichtprogramm der EU-Wasserrahmen-Richtlinie. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, darüber hinaus Lebensräume entlang der Donau neu zu schaffen und bestehende Renaturierungsflächen zu vernetzen“, so Projektleiter David Oberlerchner. Dafür stehen die Landes-Fischereiverbänden und Landesregierungen der Bundesländern Ober- und Niederösterreich, das Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und vor allem die Europäische Union, die das Projekt aus Mitteln des LIFE+ Fonds massiv förderte. Projek LIFE+ Netzwerk Donau