Nachhaltigkeit und Energiewende 19.09.2019

Energy2050 - Tag 2

Energy2050 - Tag 2

Andreas Reichhart

Infrastrukturminister Andreas Reichhart

Bundesminister Andreas Reichhart vom BMVIT eröffnet den zweiten Tag der energy2050 mit einer Verknüpfung der Themen Mobilität, Energie und Industrie: Barrieren müssen  überwunden und vorhandene Infrastruktur optimal genutzt werden. "Wir müssen das Thema Karbonisierung als standortpolitisches Thema sehen. Klimapolitik ist auch Standortpolitik", so Reichhart und forderte: „Wir müssen uns stärker mit einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft auseinandersetzen!“ 
Andreas Guth

Andreas Guth, Policy Director, Eurogas

Die Rolle von Gas bei der Dekarbonisierung erläutert Andreas Guth von Eurogas. Allein beim Wechsel von Kohle zu Gas wären in der EU 40% CO2-Reduktion erzielbar. In der Raumwärme bedeutet Gas-Einsatz eine schnelle und effiziente CO2-Reduktion. Dazu zählt auch die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung. Großbritannien ist hier europaweit Vorreiter bei den gasbasierten CO2-Einsparungen. Zusammengefasst: Der Gaseinsatz verspricht kurzfristig schnellen Erfolg mit günstigen Maßnahmen im Energiesystem.

Ein heißes Zukunftsthema für Andreas Guth ist dekarbonisiertes Gas mit Hilfe von CarbonCaptureStorage. „Wenn wir wirklich alle Lösungen suchen, zählt auch CCS dazu.“ Auch hier die Forderung nach stabilen Regelwerk für langfristige Investitionen in die Infrastruktur.
Helmut Schreiner

Helmut Schreiner Vorstand Zillertaler Verkehrsbetriebe AG

Helmut Schreiner schildert die Details beim Anwendungsbeispiel der „Zillertalbahn 2020+“ zur Dekarbonisierung und Attraktivierung durch wasserstoffgetriebene Triebzüge.   

Die Zillertalbahn ist eine österreichische Schmalspurbahn im Bundesland Tirol mit bosnischer Spurweite von 760 mm. Die 31 Kilometer lange vorwiegend eingleisige Strecke mit insgesamt rund 8,2 Kilometer zweigleisigen Abschnitten führt vom ÖBB-Bahnhof Jenbach an der Westachse Wien - Salzburg (München) - Bregenz durch das stark touristisch genutzte Zillertal in Tirol nach Mayrhofen. Die Bahn dient einerseits dem Pendlerverkehr aus dem Tal Richtung Innsbruck (und zurück) und andererseits touristischen Bedürfnissen Tirols größter Tourismusregion mit mehr als 7,5 Mio. Nächtigungen (2017) pro Jahr. Eigentümer und Betreiber der Bahn ist die „Zillertaler Verkehrsbetriebe AG (ZVB AG)“ mit Sitz in Jenbach. Mit insgesamt 185 Mitarbeitern wird neben der Bahn auch eine Flotte von 50 Dieselbussen betrieben. Aufgrund der generellen starken Zunahme des Verkehrs im Zillertal und dem damit steigenden „Leidensdruck“ auf der Straße (B169) kann die Bahn im Personenverkehr ein großes Wachstum (2012 - 2017 Fahrgastzuwachs +18,5%) auf mittlerweile 2,46 Mio. Fahrgäste pro Jahr (2017) verzeichnen und ist somit nach Fahrgastzahlen die viertgrößte Regionalbahn in Österreich. 
Um diesen Anforderungen auch zukünftig gerecht zu werden, werden im Projekt „Zillertalbahn 2020+ Energieautonom mit Wasserstoff“ sowohl Teile der Bahninfrastruktur, als auch die Fahrzeugflotte erneuert. Die ökonomischen, ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Folgen von Klimawandel und Umweltbelastung durch Schadstoffe stellen eine ernsthafte Bedrohung unserer Lebensqualität dar. Eine nachhaltige Lösung bieten Energiewende und Wasserstoffwirtschaft mit der kompletten Dekarbonisierung unseres Energiesystems durch den vollständigen Ersatz der derzeitigen vorherrschenden fossilen Energieträger durch grünen Strom und grünen Wasserstoff.  

Martin Wagner

Martin Wagner, VERBUND

Mit dem Projekt SYNERG-E arbeitet VERBUND an der Entwicklung und Demonstration von lokalen Speicherlösungen: Mit der rasch fortschreitenden Technologieentwicklung im Bereich Ladestationen für Elektroautos, die eine immer höhere Ladeleistung verlangt, steigen auch die Ansprüche an das Netz. In SYNERG-E wird ein neues Business Modell aufgebaut, das sowohl die Sektoren Energie als auch Mobilität adressiert. Das Projekt ist von der Europäischen Kommission gefördert. 

Synerg-E bietet lokale Puffer für Ladestationen, die auch Netzdienstleistungen erbringen können. Am Verteilerkreis in Favoriten gibt es bereits die erste Anlage Österreichs, die auch für Netzdienstleistungen zur Verfügung steht. VERBUND hat Erfahrungen vom Management von Flexibilitäten (mit Pumpspeicherkraftwerken) und wagt nun den Schritt in die dezentrale Speicher-Infrastruktur.

 
Michael Hirschbrich

Michael Hirschbrich, CEO und Gründer der Apollo.ai GmbH

„Ich bin so etwas wie ein Kontrastprogramm, da ich nicht über technische, sondern über kulturelle Transformation sprechen möchte.“ Was ist die wichtigste Ressource? Geld? Wasser? Es sind Daten, so Michael Hirschbrich über erfolgreiche, innovative Unternehmen.

Marktanteil vor Monetarisierung ist das Credo erfolgreicher Unternehmen im Silicon Valley. „Zuerst kommt Kundenzufriedenheit, damit räumen wir den Markt ab und dann erst verdienen wir Geld“, so Hirschbrich über aggressive Marketing-Strategiekultur. Amazon investiert doppelt so viel in die Produktforschung wie ganz Österreich- mit dem Ziel, aus Daten Vorhersagen zur Kundenzufriedenheit zu treffen.

Zur Innovation gehört die Bereitschaft, Risiko zu tragen. Leben wir Zukunftsoptimismus in unserem Unternehmen? Ein Technologe würde fragen: welche Daten haben Sie im Unternehmen, die Sie noch nicht analysiert haben und für den Kunden einen Mehrwert bringen könnten? Auch in der Energiewirtschaft ist dies möglich. Die Transformation hat weniger mit (selbstverständlicher) technologischen Innovationen zu tun, als vielmehr mit der Haltung und kulturellen Herangehensweise, so Hirschbrich. 

Alexander Ferchow

Joerg Alexander Ferchow, Chief Solution Expert Digital Strategy, SAP SE

Entflechtung und Demokratisierung des Energiesektors eröffnen neue, nachhaltige Wertschöpfungsmöglichkeiten für Bürger, Industrie und Städte. Moderne Energiedienstleister entwickeln ihre Kunden zu Prosumern.  

Bei der Umsetzung solcher Prozesse sind zunehmend digitale Technologien, wie selbstlernende Algorithmen, sprachgesteuerte Benutzerschnittstellen, virtuelle und erweiterte Realitäten, oder auch Blockchain erforderlich. Ferchow nennt einige Technologietrends für Energieversorger: große Datenmengen müssen in Echtzeit-Computing analysierbar werden. Machine-Learning-Algorithmen helfen bei Entscheidungen, zum Beispiel bei der Interpretation von Smart-Meter-Zählerauswertungen. Für Kundengewinnung, Implementierung und Betrieb sektorenübergreifender Mehrwertdienste sind daher neue, hochgradig automatisierte Prozesse erforderlich, die große Datenmengen analysieren und die daraus gewonnen Erkenntnisse unmittelbar für den Kunden nutzbar machen.  

Prosumer sind private Lifestyle-Kunden oder Unternehmen, die nicht nur Strom für den Eigenbedarf produzieren wollen, sondern auch innovative Dienstleistungen nachfragen. Das führt zu einer Entflechtung und zu einer Demokratisierung der Energiewelt. Ein Kunde kann gezielt zum Prosumer entwickelt werden. Hier vermisst Alexander Ferchow noch Angebote der traditionellen Energiedienstleister. 

 
Christian Holzleitner

Christian Holzleitner, Abteilungsleiter in der DG CLIMA, Europäische Kommission

Schließen Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Wettbewerb einander aus oder können sie sich ergänzen? 

Der Mythos: Ambitionierter Klimaschutz schadet der Wirtschaft und bedroht den Standort. Die Fakten: Die beim Klimaschutz erfolgreichen Staaten sind auch wirtschaftlich meist erfolgreicher. So konnte Schweden seine Treibhausgasemissionen seit dem Jahr 2000 um 21% senken, während die Wirtschaftsleistung um 31% stieg. 
Die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energie werden von jährlich 286 Mrd. US$ (2015) auf 500 Mrd. US$ im Jahr 2020 steigen. Investitionen in erneuerbare Energien stärken die heimische Wirtschaft. Welche Wege führen dahin? Welche Hürden gilt es dafür zu nehmen?

Energieeffizienz, Entwicklung erneuerbarer Energien bis hin zu Kreislaufwirtschafts-Modellen sind die Basis im Kampf gegen den Klimawandel. Bioökonomie, natürliche CO2-Speicher und Nahrungsmittel-Produktion sind noch zu wenig berücksichtigt. Sogar Carbon Capture Storage wird wieder zunehmend ein Thema werden, umreißt Christian Holzleitner die EU-Vision für eine saubere Energiezukunft. 

Der Aufholbedarf bei der Gebäudesanierung wird sich nachhaltig positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Geostrategisch wäre es ein Vorteil für Europa, durch Erneuerbare Energien von Energie-Importen unabhängig zu werden. Die wirtschaftlichen Vorzüge liegen auf der Hand. 
Investitionen in nachhaltige Mobilitäts-Technologien sind langfristig nutzbar und werden dank geringer Betriebskosten für Konsumenten attraktiv. Damit erhöhen sich Lebensqualität, aber auch Wettbewerbsfähigkeit. Der Innovationsfond der EU will zum Anschub für den Wandel über die nächsten 10 Jahre zumindest 10 Mrd. Euro dafür zur Verfügung stellen. Finanziert wird der Fonds durch den CO2-Preis. 

 
Debatte mit sitzenden Männern und Moderatorin

Faktenduell: CO2-Besteuerung ja oder nein?

Vize-Generalsekretär Peter Koren von der Industriellenvereinigung eröffnete die Debatte mit der Feststellung, dass der Anteil Österreichs an den weltweiten CO2-Emissionen gerade 0,2% beträgt. Österreichs Emissionen zu „löschen“ würde dem Weltklima nicht helfen. Aber die Industrie sieht sich in der Rolle des Helfers. „So schlecht wie alle sagen, sind wir nicht.“ Umwelttechnologie sei ein österreichischer Exportschlager. Die Leistungen der Industrie beweisen: auch ohne CO2-Mindestpreis ist die Industrie am richtigen Pfad.

Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie  erwidert: Klimaschutz sichert Lebens- und Überlebensfähigkeit der Menschen. Klimaschutz geht mit der Wirtschaft und mit Versorgungssicherheit. In Deutschland verfehlen wir alle selbstgewählten Zielen „mit Pauken und Trompeten.“ Es gibt bereits intelligente Mechanismen, wie in Schweden, wo der CO2-Ausstoß dank eine Preissystems massiv sinkt.
Viel wichtiger ist: wie sieht der Kompensationsmechanismus aus? Ein CO2-Preis alleine wird das Klima nicht retten.

Mehr Geld für Forschung und Entwicklung und weniger Dauersubventionen für Erneuerbare wünscht sich Peter Koren. Durch Export von Technologie in CO2-intensive Weltregionen verspricht sich Koren mehr als durch teure Maßnahmen im Inland. Manfred Fischedick erwidert: Klimaschutz hilft uns, Expansionsdynamik zu entwickeln, doch dazu muss man es zuhause ausprobiert haben. Atomkraft kann übrigens keine Lösung sein, sondern lediglich ein winziger Beitrag im Prozentbereich. Der Löwenanteil wird in Energieeffizienz und Erneuerbaren liegen. 

Michael Sattler

Michael Sattler (OMV): Chancen und Herausforderungen der Wasserstoffmobilität

Michael Sattler, Head of Future Energy, OMV Refining & Marketing GmbH beschäftigt sich mit Geschäftsmodellen rund um alternativ betriebene Mobilität bei OMV und begleitet uns zu einem Faktencheck Wasserstoffmobilität. "Wasserstoff ist zweifelsohne ein Schlüsselelement in der Energiewende." Seit einigen Jahren schon wird seine Anwendung im Massenmobiliätsmarkt erprobt, eine richtige Marktdurchdringung gibt es allerdings nicht. Aktuell sind es 5 Tankstellen für 37 Fahrzeuge. 

Heute stellt sich die Frage in welchem Anwendungsfällen die Wasserstofftechnologie langfristig reüssieren kann aber auch, welchen Weg die Industrien und die Politik gemeinsam beschreiten muss, um das zu erreichen. Der Use-Case hat sich in den letzten Jahren massiv geändert- vom Individualverkehr zur Flotte. Dafür waren die Wasserstoff-Tankstellen beim Bau aber nicht ausgelegt. 

„Wir wollen das Henne/Ei-Problem nicht lösen, sondern ein Nest bauen.“ Im Kontakt mit den Kunden stellt sich rasch heraus: es wird nicht ohne Förderungen gehen, denn Infrastruktur und Logistik wird nicht billig, so Michael Sattler. Leuchttürme sind wichtig, um zu lernen, wie die Wasserstoff-Versorgung operativ umsetzbar ist. Evolution statt Revolution wird der Lösungsansatz sein. „Dazu ist es wichtig, die Kundensicht einzunehmen“, so Sattler.

 
Tanja Esterl

Tara Esterl (AIT): Vom Zähler-Denken zum Kundennutzen

Tara Esterl, Scientist, AIT Austrian Institute of Technology GmbH stellt die Frage nach der Einbindung der Consumer/Prosumer in die Sektorenkopplung. Wie bringt man die Verbraucher dazu, ihre Energienachfrage auf das gerade verfügbare Angebot an erneuerbarer Energie anzupassen? Selbstverständlich nicht mit der moralischen Keule. Dazu hat Tara Esterl stellt Projekt vor, die mit Online-Befragungen arbeiten und Manual Demand Response mit Kunden getestet. Allein das Monitoring kann zu bewusstem Umgang mit Energie und dauerhafter Verbrauchsreduktion führen.

Durchdachte Tarifmodelle mit Wetterprognosen, tatsächliche finanzielle Vorteile und flexible Anlagen in privaten  Haushalten sind hier notwendig. Motivation gegen Ermüdungseffekte sind beispielsweise Automatisierung, aber mit dem Gefühl der Kontrolle über Handlungen und Daten.

Wie können wir einen Coolness-Faktor hineinbringen, in das was wir tun? Aber: Kostensenkungen und Erlöse dürfen nicht vergessen werden. Eine bemerkenswertes Resultat aus einer Umfrage noch: Bei einer Umfrage in Salzburg wurden Kunden befragt, wem sie ihre Daten zur Verfügung stellen würden: die Energiedienstleister sind immer noch die vertrauenswürdigsten Empfänger der Daten, so macht Tara Esterl den Anwesenden Hoffnung. 

Oliver Antoni

Oliver Antoni: Baustelle Energierecht

Oliver Antoni (Stiftung Umweltenergierecht) referierte zu den Herausforderungen der Sektorkopplung im Energierecht. Der Wechsel von einem Sektor zu einem anderen Sektor wirft rechtliche Fragen auf: Netzanschluss, Anfall von Steuern und staatlich veranlassten Umlagen oder Abbildung der einzelnen Lieferantenverhältnisse. Es gilt für die Gesetzgebung, die Hemmnisse zu identifizieren und einen Rahmen zu erschaffen. Alleine schon die Vielfalt der Besteuerung ist wenig hilfreich. Ein komplexes Geflecht von Ausnahmeregelungen wurde von der Stiftung Umweltrecht auf  einer eigenen Website zusammengestellt. Netzanschlusskosten und Primärenergiefaktor verkomplizieren das System für Anlagenbetreiber zusätzlich.  

strompreisbestandteile.de
Michael Strebl

Michael Strebl (Wien Energie): Case Study "Viertel Zwei" in Wien

Über die neue Energiewelt im Wiener „Viertel Zwei“ berichtete Miachel Strebl, Geschäftsführer der Wiene Energie Gmbh. Im zweiten Wiener Gemeindebezirk findet die Energiezukunft bereits heute statt. Energie, Mobilität und Telekommunikation werden eng miteinander verwoben. Welche Bedürfnisse die Bewohner haben, wird mit ihnen gemeinsam erarbeitet. Moderne Technologien, wie zum Beispiel der Einsatz von Blockchain ermöglicht unkomplizierte Internet of Things – Anwendungen. Der Handel von Energie zwischen den Bewohnern ist ebenso möglich wie die lokale Einbindung von grünem Strom aus der eigenen PV-Anlage, die Steuerung von Haushaltsverbräuchen und der Betrieb von E-Ladestation. Damit legt Wien Energie bereits heute einen Grundstein für lokale Energiegemeinschaften von morgen.

„Unsere Kunden erwarten sich mehr von uns, als dass der Strom bloß aus der Steckdose kommt“, so Michael Strebl. Darum hat Wien Energie mit der Smart Pioneer Community ein Forschungs- und Pilotprojekt im "Viertel Zwei" in Wien gestartet. Dabei werden auch vier neue Tarifmodelle erforscht. Für den Austausch von Strom bedarf es natürlich auch leistungsfähiges Breitband-Internet. „Wir können hier in ein selbstständiges lokales Energieversorgungssystem betreiben“, so Strebl. So soll eine Renewable Energy Community soll hier etabliert werden. Wien Energie als verlässlicher, großer Versorgungspartner nimmt hier viel der möglichen Bedenken der Bewohnerinnen und Bewohnern.

Warum machen sie denn das? Wo verdienen sie daran? Wie wird die Rolle der Energieversorger in Zukunft sein? "Wir werden zum Plattform-Provider und ein Rundumpaket schnüren", so Strebl.

 
Rudolf Zauner

Rudolf Zauner (VERBUND): H2FUTURE & Co – erste Erkenntnisse für industrielle Anwendung

Klimaschutz und Dekarbonisierung stellen den Energie-, Transport- und Industriesektor vor enorme Herausforderungen. VERBUND arbeitet an konkreten Projekten wie H2FUTURE, bei dem es um die Herstellung grünen Wasserstoffs für die Stahlindustrie geht, an der Sektorenkopplung mit grünem Strom. „Jetzt holen wir die Kuh vom Eis und fangen einfach mal an mit der Anwendung.“ Das erste Anwendungsprojekt ist #h2future für die Stahlindustrie. 

Mehr zu h2future
Stefan Niessen

Stefan Nießen (Siemens): Sektorkopplung in der Seestadt Aspern und Wildpoldsried im Allgäu

Stefan Nießen, Leiter des Technologiefeldes Energiesysteme, Siemens Corporate Technology präsentierte die Case Studies über die  Potenziale der Sektorkopplung am Beispiel Wien Seestadt Aspern und Wildpoldsried im Allgäu. 

Spitzenerzeugung von Erneuerbarer Energie bringt das Stromsystem an die Grenzen der Belastung. Speicherbedarf ist angesichts der geographischen Verteilung der Erneuerbaren in Deutschland evident. In den Verteilnetzen ist die Lage noch drastischer als im Übertragungsnetz. Die Lösung durch Netz-Zubau ist begrenzt: Engpässe im Verteilnetz müssen vor Ort bewältigt werden. Spezielles Augenmerk legte Nießen auf die Wärmewende: Power-to-Heat sei der größte Hebel zur Dekarbonisierung im Bestand. Die Wärmekapazität der Gebäude ist ein kostenloser Energiespeicher, so Stefan Nießen.

Eine Vielzahl innovativer Komponenten ermöglicht die Kopplung der Energieformen Strom, Heizung, Kühlung, Antrieb und Moleküle. Über die Speicherung von Wärme, Kälte oder Molekülen lässt sich die fluktuierende Einspeisung Erneuerbarer Stromquellen kostengünstig kompensieren. Die praktische Erschließung dieser Potenziale hinter dem Zähler wird anhand von Pilotgebäuden der Seestadt Aspern und Wildpoldsried im Allgäu erläutert. 
Gebäudeübergreifend wäre eine marktwirtschaftliche Erschließung weiteren Potenzials unter Nutzung städtischer Wärmenetze technisch schon heute machbar. Flexibilität kann subsidiär bereitgestellt und gehandelt werden: vom Gebäudemanagement bis hinauf zum europäischen Stromnetz.

 
Danny Müller im Vortrag

VERBUND-Power Slam

Den Abschluss des zweiten Kongress-Tages der Energy2050 bildete der VERBUND-Power Slam. Nur 6 Minuten standen den drei Vortragenden jeweils zur Verfügung. Michael Eßl, Gewinner des 1. VERBUND-Power Slams in Wien, tart an mit seinem "Virtuellen Lagerfeuer", der numerischen Modellierung von Verbrennungsprozessen. Markus Sartory vom Hydrogen Center Austria erzählte eine kurze Geschichte über den "Stoff, aus dem das Wasser" ist (Wasserstoff-Elektrolyse). Den Sieg in der Publikumsgunst sicherte sich schließlich  Danny Müller von der TU Wien mit seiner Präsentation zur thermochemischen Energiespeicherung.