Smart Living und Innovationen 18.09.2019

Energy2050 - der erste Tag in Fuschl 2019

Energy2050 - der erste Tag in Fuschl 2019

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CEO Wolfgang Anzengruber eröffnet die Energy2050 in Fuschl
Pressekonferenz mit Wolfgang Anzengruber am Wort

Auftakt Pressekonferenz mit Siemens

Bereits zum zehnten Mal veranstaltet VERBUND die Energie-Konferenz energy2050. Von 18. bis 20. September 2019 befasst sich die Energiebranche mit den Entwicklungen in Politik, Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft, welche die Zukunft der Energielandschaft gestalten werden. SIEMENS Österreich Generaldirektor Wolfgang Hesoun und VERBUND CEO Wolfgang Anzengruber erläuterten die Hintergründe vor der Presse. zur Presseunterlage

Die Referentinnen und Referenten des ersten Konferenz-Tages

Begrüßung durch Wolfgang Anzengruber, CEO VERBUND

Bei seiner Begrüßung stellte Wolfgang Anzengruber fest, dass das Thema Klimawandel und Energie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Energiewende ist nicht mehr beschränkt auf Stromerzeugung, sondern erfasst in der Debatte bereits die Mobilität. Die Debatte verläuft in immer schärferer Rhetorik. 

„Wir sind die erste Generation, die die Klimakrise am eigenen Leib erlebt und die letzte Generation, die noch in der Lage ist, das Ruder herumzureißen. Wir haben das Wissen, die finanziellen Ressourcen und die technischen Möglichkeiten dazu – wir müssen jetzt handeln!“, so VERBUND CEO Wolfgang Anzengruber in der Eröffnungsrede zur energy2050. 

„Ich weigere mich, den Zukunftspessimismus zu teilen. Wir brauchen den Glauben an einen nachhaltigen technologischen Fortschritt. Das Wachstum muss vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden, um eine nachhaltige Wirtschaft zu begründen.“ Anzengruber steht hinter der Energie- und Klimastrategie und dem Ziel, bis 2030 100% Strom aus Erneuerbaren Energien bereitzustellen. Dazu braucht die Industrie verlässliche Rahmenbedingungen, um CO2-freie Technologien zu entwickeln. 

„Fokussieren wir uns nicht auf Probleme, sondern auf Lösungen“, so Anzengruber zum Auftakt der Energy2050 und forderte einen Schulterschluss über alle Sektoren. Diese Sektorenkopplung steht darum auch im Mittelpunkt der 10. Energiekonferenz in Fuschl.

Begrüßung durch Landesrat Josef Schwaiger, Land Salzburg

Landesrat Josef Schwaiger begrüßt die Gäste „im Land der Bürgerinitiativen“. Egal, was wir tun, immer gibt es Gegner. Wir überschätzen meistens die Anzahl, die darum besonders laut sein muss. Die hat in den Medien seinen Widerhall, baut sich auf und erweckt den falschen Eindruck, ganze Landteile seien im Protest. Dabei ist Wasserkraft die beliebteste Energieform und selbst Windräder haben laut Schweiger eine Zustimmung von 75%- so lange sie nicht in Sichtweite sind. Das Einbinden der Initiativen ist deswegen dennoch nötig und richtig.

Es gibt allerdings Momente, wo das Einbinden seine Grenze hat und „dann muss man den Mut haben, etwas zu tun“, so spielt Landesrat Schwaiger auf die Debatte um die 380kV-Salzburgleitung an. Lob und Skepsis äußert Josef Schwaiger zum europäischen Regelwerk in der Umweltpolitik: bei Gebäudesanierung richtungsweisen, hingegen bei der Wasserrahmen-Richtlinie einschränkend für ein Wasserkraft-Land wie Salzburg. 

Das Warten hingegen auf eine neue Bundes-Regierung kostet Zeit und Kraft. Im Land Salzburg wurde die Zeit genutzt mit einem gemeinsamen Entschluss aller Landesregierungsmitgliedern Ziele in allen Sektoren vereinbart und so das Land Salzburg zukunftweisend aufgestellt.

Elisabeth Köstinger, Umweltministerin a.D.

„Die Klima- und Energiestrategie baut auf klaren Zielen auf“, so Köstinger. „Das Fundament steht mit der #mission2030.“

Nötig ist ein kompromissloses Mittragen von Klima-Zielen, wie das Beispiel Dänemark zeigt. Über alle Parteigrenzen hinweg ist dort die Energiewende und Dekarbonisierung ein gesellschaftliches Ziel geworden. Der Ausbau Erneuerbarer Energien wird nicht genug sein. In Zukunft wird nichts mehr singulär, sondern in der Abstimmung der Sektoren betrachtet werden, ist Köstinger überzeugt. Einzelmaßnahmen alleine werden nicht helfen.

Ein Sorgenthema sei der Verkehr. Der CO2-Ausstoß in Österreich sinke, so Köstinger, im Wärmebereich. "Wo wir Anstieg sehen, ist nach wie vor der Verkehrsbereich." Speziell am Land ist die Herausforderung des öffentlichen Nahverkehrs groß. Das Mobilitätssystem müsse Schritt für Schritt umgebaut werden. E-Mobilität ist bereits ein Schlüssel dazu. 

Gegen die Liberalisierung des Wassernutzungsrechtes spricht sich Elisabeth Köstinger aus. „Wasserkraft ist für uns in Österreich die bedeutendste Erneuerbare Energiequelle. Ohne unsere Wasserkraftwerke würden wir unsere Klimaschutzziele niemals erreichen“, so Köstinger.

"Es kann gelingen, dass wir bis 2045 klimaneutral sind. Dafür muss die Sektorkopplung funktionieren und wir stärker auf das Thema Innovation setzen. Die öffentliche Hand muss hier mit gutem Beispiel voran gehen- fossile Energie muss raus, Erneuerbare rein“, so Köstinger. 

Katharina Beumelburg, Senior Vice President Strategy, Siemens Gas&Power

Zum Einsteig beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit Grönland. „Wenn das Grönland-Eis schmilzt, steigt unser Seespiegel um 7 Meter. Ein Anstieg schon um 2 Meter würde bedeuten, dass 1,2 Mrd. Menschen aus Küstengebieten umsiedeln müssen.“ Die Dramatik ist keine theoretische Annahme, sondern etwas, was fast nicht mehr zu verhindern sein wird und in absehbarer Zeit eintreten wird. „Es bedeutet, dass wir dringend etwas tun müssen.“

Damit leitet Beumelburg über zum Thema Sektorkupplung. Schon 2030 beträgt der Über-Ausstoß 10 Gigatonnen CO2 weltweit. „Das bedeutet, dass wir sofort etwas tun müssen.“ Wir müssen Erneuerbare Energien aggressiv auf der ganzen Welt ausbauen. Allein ein Kohle-Gas-Shift würde weltweit helfen. Schon die Energieeffizienz in der Ölförderung könnte einen Beitrag leisten- und es kommt auf jeden noch so kleinen Beitrag an, ist Beumelburg überzeugt.

Erneuerbare Energie zur Stromerzeugung ist super, aber wir müssen diesen Strom nehmen, um andere fossile Energieformen zurückzudrängen. Wir sollten alle da anfangen, wo es uns am Leichtesten fällt, also vor der eigenen Tür. Abhängig vom Strompreis kann grüner Wasserstoff per Elektrolyse in einigen Weltregionen heute schon zu Kosten von blauem Wasserstoff aus Dampfreformierung erzeugt werden, sagt Katharina Beumelburg. Power-to-X ist der Schlüssel zwischen Dekarbonisierung und Sektorkopplung und benötigt dazu ein entsprechendes Regelwerk, so Katharina Beumelburg abschließend.

Timur Gül, International Energy Agency

Mit einem kurzen Rückblick auf den letzten World Energy Outlook beginnt Timur Gül seinen Vortag. Indien, Afrika und vor allem China treten immer stärker auf der Energiebühne auf und hinterlassen Spuren am globalen Energiemarkt. Wie wird das Wachstum abgedeckt? Großteils emissionsarm über Erneuerbare Energien, aber auch Kernenergie. Danach kommt Erdgas. Die Erdölnachfrage wächst nicht mehr zwingend im Personenverkehr. 

Strom nimmt an Bedeutung im Energiesektor zu. Das Wachstum nimmt die IEA weniger in industrialisierten Ländern, sondern vielmehr in Entwicklungs-Ländern wahr. 
 „Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie und wird es auch immer bleiben“, bemühte Timur Gül einen sehr alten Physikerwitz. Das ist nicht neu, aber die gegenwärtigen Umstände legen nahe, dass die Zeit gerade günstig ist. Wasserstoff kann zur Diversifizierung des Energiemix wesentlich beitragen.

60% der Gestehungskosten von Wasserstoff stammen aus den Erneuerbaren Energien, der Rest aus der Elektrolyse. Die Herausforderung wird sein, diesen Wachstumsmarkt bis 2030 anzukurbeln. Bislang fehlt aber ein globaler Markt für Wasserstoff. Es wird nötig sein, aus den gewohnten Bereichen der Stromerzeugung auszubrechen- in die Mobilität und in die Raumwärme. 

Florian Ermacora, Referatsleiter Großhandelsmärkte Strom und Gas, Direktion Energiebinnenmarkt, Generaldirektion für Energie, Europäische Kommission  

„Saubere Energie für alle Europäer“ – unter diesem Titel stellte die EU das Clean Energy Package vor. Die darin enthaltenen Zielvorgaben sind ambitioniert: 32,5 % mehr Energieeffizienz  und mindestens 32% erneuerbare Energie am Bruttoendenergieverbrauch bis 2030 in Europa. Das mag angesichts der neuen Ausrichtung der EU-Kommission gar nicht mehr so visionär sein, so Florian Ermacora. Es wird von weitreichenderen Zielen gesprochen und raschen Maßnahmen bei der Klimagesetzgebung. Die EU-Kommission liest in den GreenDeal hinein, dass Versorgungssicherheit und Leistbarkeit der Energie nicht auf der Strecke bleibt. Wesentlich ist das Marktelement: Strommarkt und Wettbewerb bleiben im Fokus. Strom wird seinen Anteil als Energieträger bis 2050 verdoppeln, aber es wird auch andere Energieträger geben. „Bei Gas können wir es uns nicht leisten, sofort an Wasserstoff zu denken, das ist nicht realistisch“, so Ermacora. „Wir sehen Gas positiv als Speichermedium und einfach über bestehende Infrastruktur transportierbar.“ Aktuell fehlt eine europäische Wasserstoff-Strategie. Großen Fragen sind: wo kommt der erneuerbare Strom her? Gibt es nicht Plätze in Europa, wo grüner Wasserstoff effizienter ehrgestellt werden könnte? Wo kann Wasserstoff am sinnvollsten eingesetzt werden? Ist Wasserstoff schlicht ein Ersatz für Erdgas, wo immer wir es derzeit verwenden?

Neben dem Grundsatz „Efficiency first“ werden Digitalisierung und Sektorenkopplung einen großen Beitrag zur Erfüllung der Vorgang leisten. Die Vernetzung von Industrie, Verkehr und auch Landwirtschaft wird unbedingt nötig sein. Daher ist es wichtig, so Ermarcora, mit Industrie, Stromerzeugern und Forschung in Kontakt zu bleiben.

Kai Gondlach, Kai Gondlach, Senior Researcher, 2b AHEAD ThinkTank GmbH

„Glauben Sie keinem Megatrend!“ Was aus dem Mund eines Trendforschers ungewöhnlich klingen mag, ist sein voller Ernst: Kai Arne Gondlach ist Senior Researcher im 2b AHEAD ThinkTank, dem größten Trendforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum. Er spürt kontinuierlich die Trends und Disruptionen der kommenden Jahre auf – ganz ohne Kristallkugel, sondern mit wissenschaftlicher Methodik. Denn Zukünfte sind seine Leidenschaft; die Menschen, die sie gestalten, seine täglichen Gesprächspartner. „Wir Zukunftsforscher reisen durch die Welt und überall, wo wir Signale auffangen, sprechen wir mit den Menschen.“ Zum Beispiel über den neuesten und größten chinesischen Online-Händler, dem Digitalisierungsbeauftragten der estnischen Regierung oder dem Amazon-Deutschland-Chef. 

„80% dessen, was ich Ihnen nun sage, wird in den nächsten 10 Jahren eintreten, wenn nicht schneller“, so Gondlach. „Aber ich verrate Ihnen nicht, welche die 20% sind, die nicht eintreten.“ Dazu holt er aber aus bis Konrad Zuse, der 1941 einen der ersten Computer baute mit einer Rechenoperation pro Sekunde. Der Mehrwert war den Zeitgenossen nicht klar. Der schnellste Rechner heute bewältigt 122 Billiarden Berechnungen pro Sekunde. Die Steigerung war exponentiell, kommt aber allmählich an ein Ende. Die Zukunft gehört den Quantencomputer. Er wird für die Energiewelt wichtig, aber auch Biologie und Medizin revolutionieren- etwa in automatischer Diagnostik und Therapie. Dazu bedarf es Künstlicher Intelligenz „und die hat mir auf der Agenda gefehlt“, so Kai Gondlach und führt das Thema aus anhand des Szenarios von stromhandelnden Computern. 

Für die Energiebranche identifiziert Kai Gondlach drei Trends für die nächsten 10 Jahre. 
-Die Automatisierung ist abgeschlossen, nun geht es um Autonomie. 
-Algorithmen werden mehr und mehr –heutige- Expertenjobs übernehmen, zB Juristen oder Rekrutierungen.
-Computer und Roboter werden vollwertige Kollegen

Vortragsunterlagen

Alle Unterlagen zu den Vorträgen finden Sie unter www.energy2050.at