Smart Living und Innovationen 28.09.2017

Energiekonferenz Energy2050: Tag 1

Auf in die Energiezukunft mit der energy2050 - VERBUND

Im Zentrum des ersten Tages der energy2050 in Fuschl stand eine Energie- Reise um die Welt. Unsere Referenten gingen der Frage nach, was tut sich weltweit aus technologischer Sicht, aus Marktsicht, und aus gesellschaftlicher Sicht ?
Energiekonferenz Energy2050 Sprecher Wolfgang Anzengruber

Begrüßung durch Wolfgang Anzengruber 

„Klimawandel ist Realität, das erkennen mittlerweile sogar die Skeptiker“, so Wolfgang Anzengruber zum Auftakt der energy2050 in Fuschl. Es geht nicht nur um die enormen Stürme wie Harvey. Auch Österreich spürt die Häufung von Extremereignissen.
Wir bewegen uns unaufhaltsam in Richtung einer erneuerbaren Energiewelt - und das ist auch gut so. Wir stehen am Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters. In der Stromwende haben wir viel erreicht. 80% der Stromerzeugung in Österreich kommen - dank der historisch starken Wasserkraft - aus erneuerbarer Quelle. Nichtsdestotrotz ist das Ziel 100% - und in Sichtweite. „Die Stromwende ist nur ein Teil. Wir müssen mit Wärmewende und Mobilitätswende fortsetzen, um die Klimaziele zu erreichen“, so Anzengruber.
 
Die Energie- und Klimastrategie ist notwendig. Die Dekarbonisierung ist inhaltlich hoch ambitioniert. Nun ist es an der Zeit, vom Planungs- in den Realisierungsmodus zu finden.
Wenn der Weg das Ziel ist, sollten wir bei der Richtung große Sorgfalt walten lassen. Versorgungssicherheit ist ein hohes Gut, das wir zu wenig geschätzt haben. Wir werden auf dem Weg zur CO2-Freiheit noch jahrelang Reservekraftwerke brauchen. Erneuerbare Energien haben viele Vorteile - aber nur einen Nachteil, den es zu beherrschen gilt: sie sind volatil. Darum brauchen wir Speicher und Infrastruktur. Kaum ein Unternehmen weiß so gut wie wir, wie diese Projekte zu realisieren sind.

Das Marktsystem, wie wir es derzeit vorfinden, gibt keine Anreize, außerhalb der Förderungen zu investieren. Um schmerzhafte Rückschläge zu vermeiden, ist ein langfristiger und stabiler Rahmen notwendig. 

„Wir sind am Weg in die Energiezukunft, das Ziel ist noch in weiter Ferne, aber wir müssen gemeinsam gehen. Am Weg liegt eine Fülle von Möglichkeiten, nutzen wir sie“, beschwört Anzengruber den neuen Spirit des Aufbruchs.
Sprecher Landeshauptmann Wilfried Haslauer

Landeshauptmann Wilfried Haslauer

Die anstehenden Veränderungen betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer in seiner Eröffnungsrede. Diese Veränderung umfasst von der Digitalisierung und Industrie 4.0 und reicht bis zum Verkehr. Auch im Bausektor hat sich ein neues Bewusstsein durchgesetzt. Ein Beispiel: 2016 wurden in Salzburg nur noch 5 Projekte mit Ölheizungen eingereicht. Somit hat sich auch ein geistiger Veränderungsprozess durchgesetzt. Energie wird zunehmend als kostbar wahrgenommen. Ohne Strom ist modernes Leben ohnehin nicht mehr denkbar, weswegen Salzburg auch Vorsorge trifft, um Versorgungssicherheit zu schützen und Ausfälle überstehen zu können. 
Sprecher Bundesminister Harald Mahrer

Wirtschaftsminister Harald Mahrer

Gut positioniert sieht Mahrer Österreich als Energie-Innovationsstandort, doch wäre hier seiner Meinung nach noch Luft nach oben. Provokant daher der Ansatz: Es könnte mehr sein, darum hinterfragt Mahrer:  „Denken wird radikal genug, in der Art, wie wir unser Energiesystem weiterentwickeln?“  Wenn wir als kleine ökosoziale Marktwirtschaft international Vorbild sein, müssen wir radikaler sein, das gelte auch für Forschung und Kooperationen über den Tellerrand hinaus. Nur so könne Österreich seinen führenden Platz behaupten, ist Mahrer überzeugt.
Energy2050 Sprecher Armin Schnettler

Armin Schnetter, Head of Research in Energy and Electronics Siemens AG Deutschland

„Die Welt wird elektrisch werden und ich halte die bisherigen Prognosen über den zusätzlichen Verbrauch für viel zu niedrig“, steigt Armin Schnetter in das Thema „Weltweite Trends auf dem Weg zur Dekarbonisierung“ ein.

Wie schaut das Energiesystem in den nächsten 20 Jahren aus? Zu diesem hochkomplexen Forschungsgegenstand gehören Szenarien, Systemmodellierungen mit Faktoren wie Dezentralisierung und Marktmodellen. Schauen wir in das Jahr 2024: Residual loads stehen Verbrauchern und Erzeugungsstrukturen gegenüber. Daraus ergeben sich Netzausbaupläne, wie sie die Übertragungsnetzbetreiber laufend erstellen. Die politische und gesellschaftliche Akzeptanz dieser Vorhaben lässt allerdings zu wünschen übrig- „…wir müssen es trotzdem machen“, so Schnettler. 

Christoph Frei auf Energiereise um die Welt

Christoph Frei beginnt mit dem globalen Umfeld: Bevölkerungswachstum und Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch. Hier stellt sich die Frage, wann ist der Zeitpunkt für den globalen Peak Demand gekommen? Auch Frei sieht die Notwendigkeit der Dekarbonisierung, das derzeitige Ausmaß aber ist  zu gering: Bisher waren es 1% pro Jahr, es müssten aber 6% pro Jahr sein, um Klimaziele zu erreichen.

Das Themen-Monitoring des WEC belegt eine wachsende Dynamik in der Innovation: Digitalisierung, Marktdesign und Dezentralisierung waren vor 5 Jahren nicht auf der Themenlandkarte, sind aber heute aus den Köpfen der Energiemanager nicht mehr wegzudenken.

Elektrifizierung bedeutet mindestens eine Verdoppelung der Stromnachfrage. Digitalisierung und Dezentralisierung haben in manchen Ländern schon hohe Standards erreicht, etwa in Kalifornien. Hier entstehen bereits regulatorische Rahmenbedingungen zur Integration dezentraler Anbieter. Dass ein smarter Kühlschrank selbstständig Strom zukauft, je nach Kühlbedarf und Strompreis, ist keine Vision mehr sondern bereits Realität. Technologien wie Blockchain machen es möglich.

Und was tut China? Dort wird bereits überlegt, die „Entschmutzung“ der Städte mit Druck zu beschleunigen. Etwa durch Verbannung von Verbrennungsmotoren bereits vor 2040 auszusteigen, so Frei. Die Massenproduktion von E-Autos wird China eine große Lernkurve bei der Massenproduktion bringen. Auf China wird sich auch der Ausbau der Atomkraft bis 2060 konzentrieren - während außerhalb Chinas kaum noch Zubau zu erwarten ist.

Nicht zu vergessen bei der Energie-Reise um die Welt sind Naturkatastrophen, von El Nino bis zu den jüngsten Hurricains. Resilienz wird hier das Zukunftsthema sein, aber nicht nur bei Infrastruktur, sondern auch bei der Informationstechnologie. Wir haben in der Vergangenheit Eichen gebaut, stark und standfest. Heute müssen wir an Schilf denken – beweglich, dezentral, verteilt und damit widerstandsfähiger. 
Energiekonferenz Energy2050 Sprecher Christoph Frei
Christoph W. Frei, Secretry General des World Energy Councils
Energy2050: Sprecher Ramon Vullings

Ramon Vullings Cross-Industries Berater

Konferenztages sein Konzept des „IdeaDJ“s vor. Der „IdeaDJ“ mischt bestehende Ideen zu einer besseren Variante. Die Neukombination bezeichnet Vullings als „copy-adjust-paste“. Da das Denksystem „faul“ ist, denken wir bequem, analysiert Vullings. Diese Faulheit macht erfinderisch und effizient, aber auch empfindlich für Störungen, die von außerhalb des eigenen Systems stammen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Kein Kerzenhersteller wurde zum Glühbirnen-Produzenten und ähnlich ist die Gefahr für Unternehmen, die die Digitalisierung unterschätzen: das klassische Produkt könnte plötzlich überflüssig werden. Daher lautet die Empfehlung: den Blick außerhalb der eigenen Industrie schweifen lassen, um neue Ideen zu erhalten.
Die drei Anweisungen lauten: Schau außerhalb deiner Welt. Mache coole Kombiantionen und bleibe nicht beim „copy-paste“, sondern „Copy-adapt-paste“: meint: aufgreifen, ergänzen, modifizieren, anpassen. Das Denken hinter dem Denken sollte übernommen werden, nicht das Produkt, so Vullings. 
Mehr zur energy2050 auf der Website der Veranstaltung: www.energy2050.at