Smart Living und Innovationen 19.09.2013

energy 2050 - Tag 2

VERBUND-Energiekonferenz energy 2050 Tag 2

17:30 Uhr: Wir verabschieden uns für heute von der energy 2050 und wünschen einen schönen Abend!
Morgen bloggen und twittern wir wieder live vom letzten Tag der Konferenz für Sie!

 

17:00 Uhr:

 

Laut Schwab benötigt man für eine Tonne Stahl heute nur noch 50 % der früheren Energie. Kleine Effizienzsteigerungen sind immer möglich, das größte Potenzial ist aber ausgeschöpft. voestalpine ist eines der effizientesten Stahlunternehmen. Aufgrund des Wachstums muss es aber - im Gegensatz zu den meisten anderen - CO2-Zertifikate zukaufen. Schwab sieht hier keinen fairen Wettbewerb, wenn "Dreckschleudern" demgegenüber sogar Zertifikate verkaufen könne. Man beginnt, energieintensive Unternehmensaktivitäten auszulagern. Die Regime müssen gerecht werden.

Für Schmid sollte ein "Enable"-Ansatz sollte gewählt werden, nicht jener des Bestrafens. Energieeffizienz ist nicht gleich Stromsparen. Nur 20 % des Energieverbrauchs in Österreich entfallen auf Strom und dieser ist bereits zu 75 % erneuerbar. Strom kann vielmehr schmutzigere Energieformen ersetzen. Im Raumwärme-, und Verkehrsbereich ist ebenso noch viel zu holen.

Küberl weiß, die Wohnkosten und die Energiekosten sind für viele Schlüsselprobleme. Die Ärmsten leben daher in den schlechtesten Wohnungen (schlecht gedämmt, ineffiziente Heizungen etc.). Etwa 200.000 Menschen können im Winter ihre Wohnung nicht heizen. Die "Energiearmut" führt in stärkere soziale Isolation - Besuch ist etwa kaum möglich. Mit dem VERBUND-Stromhilfefonds konnten wir rund 1.900 Haushalten in Österreich dauerhaft aus der Energiefalle helfen, z.B. mit Energieberatung, Gerätetausch etc.

Fischedick: Es bedarf einer Kombination aus Zwang, Anreiz als auch "Enablings", um Veränderung zu schaffen. Viele Unternehmen sind sich noch gar nicht über ihren Energiebedarf bewusst. Enabling kann einerseits über Beratungen funktionieren - einfache, günstige Maßnahmen. Andererseits durch das Zugehen auf privates Kapital, um dieses in die richtige Richtung zu lenken. Niederschwellige "Einstiegsmaßnahmen" führen viele erfolgreich an das Thema heran.

 

16:30 Uhr: Es folgt die nächste Talkrunde

Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH
„Um die Vielzahl der bestehenden Hemmnisse überwinden zu können, bedarf es einer Kultur der Teilhabe, der innovativen Dienstleistungen und einer breiteren Debatte über nachhaltige Lebensstile und Wertemuster.“

Franz Küberl, Präsident, Caritas Österreich
„Die Energiewende muss sozialverträglich gestaltet werden. Menschen in Not müssen in die Energiezukunft mitgenommen werden.

Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin, Oesterreichs Energie
„Ohne Energieeffizienz macht die Energiewende keinen Sinn.“

Dipl.-Ing. Dr. techn. Peter Schwab, Leiter Forschung und Entwicklung, voestalpine AG
„Der Energieverbrauch Stahl pro Tonne ist in den letzten 30 Jahren halbiert worden. Es besteht weiterhin ein Commitment zu Energieeinsparungen, aber man stößt schon jetzt an technische Limits.“

16:20 Uhr: Laut Stromback gibt es 7 Jahre nach Marktöffnung in den USA bereits 29 GW in Demand Response Programmen. In Europa ist das Demand Response Potenzial vorhanden, aber noch kaum ausgeschöpft.
Wie können Konsumenten nun eingebunden werden? Information und Kommunikation sind zentral, um sie bei der Kontrolle und Reorganisation ihrer eigenen Energiesituation zu unterstützen. Es benötigt kreative Lösungen, um zunächst vor allem jene ins Boot zu holen, die heute schon bereit dafür sind. Ontario in Kanada ist ein funktionierendes Beispiel dafür, hier liegt die Quote derzeit bei etwa 8 %. Grund ist nicht zuletzt ein ausgeklügeltes Informationssystem. Die Technologien sind bereits vorhanden.
Erfolgreich sind vor allem jene Ansätze, die es schaffen, den Teilnehmern ihre eigenen Vorteile dynamischer Preise zu vermitteln. Es geht auch um einen Interessenausgleich zwischen den Bedürfnissen der Industrie und der Konsumenten. Nachfrage kann auf allen Stufen des Marktes Wert schaffen - bisher werden diese Möglichkeiten den Konsumenten und Service Providern aber weitgehend vorenthalten. Übertragungsnetzbetreiber haben bisher auch oft noch gar nicht die Möglichkeit, Konsumenten Zugang zu verschaffen. Doch Zugang zum Markt gewinnt an Wichtigkeit. Österreich beginnt bereits damit, die Möglichkeiten zu schaffen, dies ist zugegebener Maßen aber nicht einfach.

 

15:45 Uhr: Session 7: Wie wird Energieeffizienz effektiv?

Die Session beginnt mit der Keynote "Wie groß ist das Interesse der Kunden an den neuen Techniken?" von Jessica Stromback, Geschäftsführerin, VaasaETT Oy Ab Ltd; Gründerin und Geschäftsführerin, Smart Energy Demand Coalition.

 

15:30 Uhr: auch das Publikum wurde wieder befragt

 

15:25 Uhr:

Ninz: "E-Mobilität erfordert komplette Änderung des Autofahrer Verhaltens." E-Mobilität muss aber leistbar, bequem, sicher und echt sauber sein. Potenzial gibt es, es ist aber nicht DIE Lösung. Der Strom muss sauber sein, aber auch die Bilanz über den ganzen Autozyklus.
Pauli sieht E-Mobility als alltagstauglich: "Wir hängen uns immer an Einzelaspekten wie der langen Urlaubsfahrt oder der Dienstreise auf." Im Sinne des Klimaschutzes und der Diskussion um die Erderwärmung - müssen wir müssen oder sollen wir wollen? E-Mobilität ist ein Muss, kein Wollen oder Sollen. Der Klimawandel erzwingt sie. 20 m² PV-Fläche reichen für den Jahresbedarf Strom für ein E-Auto und Strom hat das jetzt schon dichteste Netz.
Für Fischer sind die CO2-Flottenvorgaben der EU für Automobilhersteller nicht ohne Elektromobilität zu schaffen. 80 % aller Fahrten sind unter 90km. Jetzt kommen die E-Autos in breiter Auswahl, diese brauchen eine Ladeinfrastruktur. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Start von Smatrics.
Asam ist überzeugt: "Wir werden Erfolg mit dem i3 haben." Die ersten Modelle sind immer - unabhängig davon, ob E-Mobil oder nicht - Investments. Das Feedback ist bisher sehr positiv. Ein Kunde kauft ein (E-)Auto nicht, weil BMW CO2 reduzieren will - der Kunde soll und will sich wohlfühlen. Es gilt, die Infrastruktur auf die Beine zu stellen - diese muss sich auch rechnen. Man wird sich in Zukunft für EINE Infrastruktur entscheiden müssen, Benzin, Gas, Strom. Alles wird nicht leistbar sein. Strom wird gewinnen. Irgendwann wird es vielleicht anderes geben...
Pseiner sieht verschiedene Modelle: Wasserstoff, E-Mobilität, 3L-Auto etc. Generell ist eine Entwicklung hin zur Förderung der Infrastruktur zu erkennen.
Pfeiffer meint am Beispiel Finnland, dass regionale Lösungen verbreitet werden müssen. Die Industrie ist gefragt, der Staat sollte unterstützen und dort wo es um Standardisierung geht, ist die EU gefragt.

14:50 Uhr: Talkrunde zu E-Mobilität

Dr. Cosmas Asam, Leiter M&A, Kooperationen, Volkswirtschaft, Verkehr und Umwelt, BMW Group
„BMW i und die ersten Modelle BMW i3 und BMW i8 leiten ab 2013 eine neue Ära urbaner Mobilität ein.“

Dr. Michael Viktor Fischer, Geschäftsführer, E-Mobility-Provider Austria GmbH & Co KG
„Elektrisches Fahren ist die nahe Zukunft. Nur so sind die strengen Verbrauchsvorgaben der EU (95g CO2) erfüllbar.“

Mag. Lydia Ninz, Generalsekretärin, ARBÖ
„Die Elektromobilität wird – in purer Form – nur ein kleiner Teil des Puzzles sein. Wesentlich ist eine ehrliche Umweltbilanz.“

Dr.-Ing. Dipl. Ing. Manfred Josef Pauli, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Elektromobilität, Mobilitätsakademie
„Peak Oil, sinkende Preise, größere Modellauswahl und leistungsfähigere Batterien ebnen der Elektromobilität den Weg.“

Dipl.-Kfm. Andreas Pfeiffer, Geschäftsführer, Hubject GmbH
„Mit ‚intercharge‘ vernetzen wir Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge europaweit, damit das Laden von Elektroautos einfach überall möglich wird.“

Dr. Klaus Pseiner, Geschäftsführer, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH – FFG
„Es ist von entscheidender Bedeutung, die Wirkung öffentlicher Investitionen in Elektromobilität zu optimieren.“

 

14:30 Uhr: Gestern startete übrigens die Serienproduktion des BMW i3, der hier in Fuschl bereits zum Test zur Verfügung steht. Asam erkennt sechs E-Mobilitätstreiber: Kunden, Urbanisierung, Politik, Ressourcen, Kultur und Umwelt. Sowohl Evolution als auch Revolution sind hier von zentraler Bedeutung. Evolution meint in diesem Zusammenhang effiziente Verbrennungsmotoren und innovative Technologien, Revolution steht für alternative Antriebsformen und Mobilitätsdienstleistungen. Die Effizienz hinsichtlich Verbrennungsmotoren ist nahezu ausgereizt. Aktuell stehen beide Technologien nebeneinander.
Das Mission Statement der BMW Group lautet Nachhaltigkeit. BMW setzt auf den Einsatz regenerativer Energien im gesamten Werkeverbund. Die BMW i Produktion spart 50 % Energie und 70 % Wasser verglichen mit konventioneller Herstellung, 80 % des verwendeten Aluminiums ist Sekundäraluminium. Daher ist das Treibhauspotenzial des BMW i3 signifikant niedriger. BMW setzt auf Leichtbau, bei der Elektromobilität zählt jedes Kilo. Der BMW i3 kommt so unter 1200 Kilogramm. Um emissionsfrei zu sein, muss natürlich auch der Strom aus nachhaltigen Quellen stammen.

Das Programm BMW 360° Electric bedenkt alle Facetten der E-Mobilität. BMW erkennt die weltweite Tendenz zu Initiativen für öffentliches Laden von E-Fahrzeugen. Das Unternehmen begegnet dieser Entwicklung mit der BMW Ladekarte, die Kunden Zugang zu öffentlichen Ladestationen verschafft. "Intercharge" ist der Versuch einer Standardisierung zum Nutzen des E-Auto-Fahrers. Neben diversen Lademöglichkeiten erstarkt mit „Flexible Mobility“ wie etwa Carsharing einen neuer Mobilitäts-Lebensstil.

Untersuchungen zur Reichweite zeigen: nur 20 % des Bedarfs liegen derzeit über der Reichweite eines Elektroautos. Eine Brückentechnologie hierfür sind Plug In-Hybride. Für Batterien wird es Zweitverwendungslösungen geben. E-Autos werden Hardware eingebettet in einem gesamten E-Mobilitätssystem sein.

80 % aller Ladevorgänge passieren zu Hause oder an Arbeitsplätzen. Asam spricht von „Laden“ bei ohnehin langen Standzeiten gegenüber dem „Tanken“ zur kurzfristigen Sicherstellung von Mobilität, z.B. mittels Schnellladesäulen.

Die Roadmap für eine nachhaltige Zukunft sieht Lade-Infrastruktur, erneuerbare „Home Energy“, Energiemanagement- und Energiespeicherlösungen sowie nachhaltige Konzepte für den „Second Use of Batteries“ vor.

Hier das Launch-Video von BMW i.

14:00 Uhr: Wir starten in Session 6. Diese beginnt mit einer Keynote von Dr. Cosmas Asam, Leiter M&A, Kooperationen, Volkswirtschaft, Verkehr und Umwelt, BMW Group: Wie kommen wir vom Reden ins Fahren?
Nach Barbara Battisti führt nun Franz Schellhorn durch das Programm.

13:40 Uhr: Zum Thema Elektromobilität der bevorstehenden Session: die Teilnehmer der energy 2050 haben die Möglichkeit, ganz neue Elektroautos der Marken BMW, Mitsubishi, Opel, Ford, Nissan oder etwa Tesla zu testen

 

13:30 Uhr: In der Mittagspause zieht das interaktive VERBUND-Modellhaus die Blicke auf sich. Durch das Einsetzen von Modulen - beispielsweise einer Wärmepumpe - ist am Screen sofort das jeweilige Optimierungspotenzial ersichtlich:

 

12:40 Uhr: Mittagspause! Wir sind um 14:00 Uhr zurück mit Session 6 zum Thema Elektromobilität.

 

12:30 Uhr: Riechmann sieht die Hoffnung in dezentrale Speichertechnologien kritisch und erkennt Großspeichervarianten als relevanter. Stromtransport ist verglichen mit z.B. Kraftwerksverlegungen aber die kostengünstigste Variante. Kraftwerke an optimalen Standorten und Investitionen in Transportinfrastruktur sind am sinnvollsten. Derzeit sind die Speichertechnologien noch nicht besonders langlebig. Weiters haben Pumpspeicher demgegenüber eklatante Vorteile im Bereich Energieverlust. Interessant könnten noch Druckluftspeicher sein, diese müssten sich aber erst im Markt bewähren.
Fuchs stellt fest, dass der Netzausbau auch zum Aufbau von Speichern gebraucht wird. Netzausbau ist ein Schlüssel zur Energiewende. Die Balance in den Netzen zu halten, ist immer schwieriger geworden. Man braucht eine ganzheitliche Perspektive in der Energiediskussion - die Netzbetreiber scheinen derzeit als die einzigen, die diese haben. Redispatch-Kosten für manche wichtige, fehlende Leitung sind pro Jahr fast so hoch wie die Kosten für den Bau der Leitung. Vor 10 Jahren wurde etwa 3 Mal ins Netz eingegriffen, um es stabil zu halten, heute sind etwa 300 bis 400 Eingriffe im Jahr notwendig.
Gruber: Die Umfrage im Publikum endet nicht überraschend, denn Pumpspeicher sind kein missing link, sondern arbeiten seit langem erfolgreich. In welcher Dimension werden Speicher benötigt? In Deutschland gehen die Prognosen von 30.000 MW bis 50.000 MW aus - dies ist mit dezentralen Speichern schwer zu verwirklichen. Pumpspeicher werden eine immer bedeutendere Rolle spielen. Die Förderung ineffizienter Speichertechnologien ist nicht sinnvoll, überdies: sind Speichertechnologien, die CO2 emittieren, wirklich ein Ziel? An Pumpspeichern führt kein Weg vorbei, sie sind aber kein Allheilmittel. Grundlage muss aber freier Wettbewerb zwischen den Speichertechnologien sein. Es gibt derzeit auch noch keinen Preis für die sofortige Verfügbarkeit von (Pump-)Speicherkraftwerken.
Breidenbach erklärt, dass bei aller Euphorie nahezu auf die Infrastruktur vergessen wurde. Die größte Herausforderung ist nicht die Errichtung von PV- und Windanlagen, sondern die Einbettung in die Infrastruktur. Die Förderung von dezentralen Erzeugungsanlagen könnte die nächste große Fehlallokation sein. Dezentrale Erzeugung fußt wirtschaftlich vor allem auf Entsolidarisierung und Vermeidung von Steuern und Umlagen und nicht auf dem Wert des erzeugten Produktes. Pumpspeicher sind ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, wichtig ist aber die Regelung der Lasten in Zusammenhang mit tragfähigen Versorgungsnetzen.
Homann sieht gesetzliche Grundlagen für den Netzausbau bereits vorhanden. Es sind noch erhebliche Debatten für EEG Reform notwendig. Trotz einer Vielzahl möglicher Modelle kann ein Kostenanstiegsstopp relativ rasch und leicht erreicht werden. Im Bereich der Stromerzeugung sieht er keine Lösung in Extra-Konditionen für Pumpspeicherkraftwerke.

 

 

11:45 Uhr: Es folgt eine Talkrunde

Zuvor sieht das Publikum in einer Abstimmung Leitungen und dezentrale Speichertechnologien als wichtigste missing links.

Dipl.-Ing. Norbert Breidenbach, Vorstandsmitglied für die Bereiche Handel und Vertrieb, Mainova AG
„Die Energiewende wird nur gelingen, wenn es uns gelingt, parallel zum beschleunigten Ausbau der EE-Anlagen aus ‚Sonne und Wind‘ auch die verbundene Infrastruktur den Erfordernissen anzupassen und zur gesellschaftlichen Akzeptanz die Kosten nicht aus den Augen verlieren."

Dipl.-Ing. Martin Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung, TenneT TSO GmbH
„Die Energiewende geht nur europäisch. Der Netzausbau bestimmt das Tempo. Ohne verlässliche Kraftwerke klappt es nicht.“

Dipl.-Ing. Dr. Karl-Heinz Gruber, VERBUND Hydro Power AG und Spartensprecher Erzeugung Österreichs Energie
„Spitzenleistungen der Speicheranlagen für die Systemstabilität werden zur Zeit nicht marktkonform abgegolten.“

Jochen Homann, Präsident Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen
„Die Energiewende in Deutschland wird nur im europäischen Verbund gelingen.“

Dr. Christoph Riechmann, Direktor, Frontier Economics Ltd. 

 

11:30 Uhr: Die Energiewende ist über einen längeren Zeitraum - bis 2050 - gedacht. Die Grundentscheidung dazu steht nicht zur Disposition. Österreich hat es dabei mit 60 % Wasserkraft leichter. Deutschland ist sehr ambitioniert, wird die Energiewende ohne Europa aber nicht schaffen. Deutschland musste auch immer wieder seine Reservekraftwerke aktivieren. Die Netzbetreiber sind immer häufiger gezwungen, die Netze durch Eingriffe stabil zu halten. Es wurde in Deutschland noch nie soviel Strom exportiert wie in diesem Jahr: der Grund ist nicht die Nachfrage, sondern Sonne & Wind. Deutschland subventioniert so den Strompreis der Nachbarländer. Der Boom des Kohlestroms hat weniger mit der Energiewende, sondern vor allem mit CO2-Zertifikaten zu tun.
Die größte Baustelle ist der Netzausbau. Das dezentrale System erfordert diesen. Es zeigt sich eine Nordverschiebung der Energieerzeugung. Die Infrastruktur muss sich danach ausrichten, insbesondere im Bereich Übertragung. Das neue Gesetz in Deutschland ist von vier Maßnahmen geprägt, die den Netzausbau beschleunigen werden:

  • Frühe, umfassende Bürgerbeteiligung - sorgt für Grundakzeptanz für Netzausbau
  • Genehmigungen aus einer Hand - Bundeszuständigkeit
  • Bedarf für Leitungen wird in einem Gesetz festgestellt - kann so vor Gericht nicht mehr in Frage gestellt werden
  • Es gibt nur noch den Bundesgerichtshof als Instanz, die angerufen werden kann

Traditionell wurde der Strom produziert, der gebraucht wird. Dieser Sachverhalt dreht sich um. Die Frage nach Speichern stellt sich natürlich. Für Homann ist dies aber nur eine (wichtige) Option von mehreren. Es wird auch in Zukunft nicht zu 80 % Erneuerbaren und 20 % Konventionellen kommen. Backup-Kraftwerke werden auch in Zukunft notwendig sein. Das EEG muss nach den deutschen Wahlen dringend angegangen werden.
Im Bereich Speicher ist "Power to Gas" natürlich relevant, derzeit ist es aber noch Forschungsthema. Pumpspeicherkraftwerke sind wichtig, sollten aber nicht grundsätzlich von anderen Kraftwerken differenziert werden.
Das Gesetz gegen die Stilllegung von Kraftwerken ist großer Kritik ausgesetzt - es sei Planwirtschaft etc. Aktuell gibt es aber noch kein neues Strommarkt-Design, daher geht es heute darum, Zeit zu gewinnen. Im Moment sind 15 Standorte zur Stilllegung angemeldet, die meisten sind aber nicht systemrelevant und daher nicht vom Stilllegungsprogramm betroffen.
Immer mehr entziehen sich der EEG durch Eigenversorgung. Die Netzkosten bleiben aber gleich, müssen aber von wenigeren getragen werden. Hier stellt sich die komplexe Frage nach Leistungsentgelten.

11:00 Uhr: Session 5 dreht sich um Speicher und Netze.
Es beginnt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen mit seiner Keynote zu Stand und Perspektiven.

10:45 Uhr: Vor der ersten Talkrunde wurde auch wieder das Publikum befragt:

 

10:30 Uhr:

 

Grünwald meint, die EEG-Umlage ist kein Indikator für die Kosten der Energiewende. Energiepolitik ist nicht Sozialpolitik. Fracking ist sehr kritisch zu sehen. Wenn man die Energiewende in vier Abschnitte einteilt, sind die ersten - die leichten - 25 % geschafft (Besetzung von Nischen etc.). Die nächsten 25 % sind bis 2030 zu erreichen: Marktetablierungen, Verdrängungen, Wettbewerb.
Molnar vom Klimabündnis Österreich: Nicht das EEG ist das Problem, sondern dessen unbeschränkte Mittel. Der Marktpreis ist gesunken, die Konsumenten zahlen aber die Zeche. Die Energiewende wird nicht ohne die E-Wirtschaft funktionieren. Dennoch: Ökostromgesetz in Österreich ist mit Deutschland nicht vergleichbar. Das Ökostromgesetz ist auch nicht Schuld an Renaissance der Kohlekraftwerke, sondern CO2-Zertifikats-Markt.
Energiesicherheit hat für Abdolvand mit politischen und globalen Rahmenbedingungen und Investitionen zu tun. Selbst wenn Deutschland versucht, vorbildhaft zu agieren, hilft dies nichts, wenn es hier weltweit eine Ausnahme darstellt.
Koren: Klimaschutz ist nur global lösbar. Europa ist zwar Vorreiter, aber meist alleine. Der Output ist verglichen mit den Investitionen und der Zielerreichung gering. Es braucht weniger Regulative und mehr Markt. Ab 2015 neue Förderungen hin zu Investionsförderungen und F&E. Ein Appell: weg von den Charakteristiken des Agrarregimes, mehr Markt! Es braucht auch mehr Effizienz beim Wohnbau und daher wieder die Zweckwidmung der Wohnbauförderung!
Aus Sicht von Steinberger-Kern sind moderate Strompreise notwendig. Die Börsenpreise sind signifikant gefallen, andere Faktoren haben dies aber mehr als "aufgewogen". Der schleichende Abbau an Wettbewerbsfähigkeit führt dazu, dass Industrie abzieht. Es bedarf Korrekturmaßnahmen, z.B. im Bereich des Klimaschutzes. Das CO2-Regime greift derzeit nicht. Klar ist aber, dass CO2 reduziert werden muss.
Muhm: Von der E-Wirtschaft hat man bei Ökostromgesetz wenig gehört. Die neue Strom-"Planwirtschaft" sieht er kritisch und vergleicht mit der Agrarwirtschaft. Die Energiewende hat bisher keines der zentralen Ziele erreicht - nicht bei den Haushalten und auch in der Industrie muss es sich erst zeigen. Es bedarf einer Reform des Ökostromgesetzes mit Fokus auf Investitionsprämien und F&E.

 

 

 

09:50 Uhr: Es folgt eine Talkrunde. Die Teilnehmer und ihre Statements:
Dr. Behrooz Abdolvand, CREES Koordinator, Berlin Centre for Caspian Region Studies (BC CARE), Freie Universität Berlin
„Die Energiewende funktioniert nur mit Erdgas als Brückentechnologie.“

Dr. rer. nat. Reinhard Grünwald, Projektleiter, Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag
„Die Transformation der Stromversorgung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe historischen Ausmaßes, die mit Technik und Ökonomie allein nicht zu bewältigen ist.“

Ing. Mag. Peter Koren, Vize-Generalsekretär, Vereinigung der Österreichischen Industrie
„Die gegenwärtige Energie- und Klimapolitik ist geprägt von mangelnder Konsistenz, falschen Prioritäten und ungenügender politischer Verlässlichkeit.“

Mag. Peter Molnar, Geschäftsführer, Klimabündnis Österreich
„Die Energiewende ist notwendig und sinnvoll. Jetzt müssen die Rahmenbedingungen so gestellt werden, dass sie auch erfolgreich ist.“

Mag. Werner Muhm, Direktor, Arbeiterkammer Wien
„Beim Umbau des Energiesystems müssen Kosten und Nutzen gerecht verteilt werden. Im Zentrum steht dabei die Effizienz.“

Mag. Dr. Eveline Steinberger-Kern, Leitung Sektor Energie CEE, Siemens AG Österreich
„Wir dürfen nicht persönliche Interessen auf den kleinsten Nenner bringen, sondern müssen den größten gemeinsamen Nutzen schaffen.

 

09:30 Uhr: Umbau der Elektrosysteme ist ein schwieriges Thema. In Deutschland beschäftigt man sich bereits seit den 90er-Jahren damit. Im Jahr 2010 folgte die zentrale Weichenstellung für das Energiekonzept des 21. Jahrhunderts. Es folgte Fukushima und der Ausstieg aus der Kernenergie - abgesehen davon änderte sich an den Grundsätzen aber nichts. Die Zielsetzungen sind bekannt (C02-Reduktion, Energieeffizient, Verkehr, Gebäude, Erneuerbare Energie).
Das Problem: alle Ziele stehen nebeneinander. Das Zieltableau muss daher angepasst werden, dazu muss die Politik "Oberziele" und indikative Ziele definieren.

  • Oberziele wären: C02-Reduktion, Ausstieg aus Kernkraft
  • Ziele zweiter Ebene z.B. Steigerung Erneuerbarer Energien, Effizienz
  • Dritte Ebene: Erneuerbare Energien in Gebäuden, Verkehr etc.


Indikative Ziele haben ihre Berechtigung, allerdings hat es nicht immer Sinn, starr daran festzuhalten (z.B. 10 000 MW Offshore Windenergie in Deutschland). Diese sollten vorrangig helfen, die Oberziele zu erreichen.
In manchen Bereichen fehlen noch definierte Indikatoren, etwa im Bereich der Gebäudesanierung. Es zeigt sich: die verschiedenen Bereiche funktionieren auch sehr unterschiedlich.

Stromerzeugung ist ein zentrales Thema. Das Fördersystem mit Abnahmepflicht führte zu einem sprunghaften Anstieg der Erneuerbaren im Erzeugungsmix. Die damit einhergehenden Probleme sind bekannt. Kapazität, Erzeugung und Last divergieren zunehmend. Reformen im deutschen EEG sind aufgrund politischer Rahmenbedingungen jedoch schwierig.

Löschel sieht Deutschland auf einem guten Pfad, die Netze tragfähig auszubauen. Die Kosten für Anpassungsmaßnahen sind augenblicklich für die Gesellschaft tragbar. Die Dynamik zeigt jedoch nach oben. Man muss sich überlegen, wie man die Kosten von diesem steigenden Faktor herunter bringen kann. Wie kann man die Erneuerbaren in den Markt integrieren? - eine Frage, der man sich stellen muss. Die Haushaltsstrompreise steigen in Deutschland stark an. Die Erzeugungsstruktur verlagert sich nach Norden, Netzausbau ist aber auch im Süden nötig. Ein weiteres Problem: Vergütungen mit Erneuerbaren sind bisher nicht mit der Nachfrage gekoppelt. Die Preise auf den Strompreisen sind gesunken, während Erneuerbare Einspeisevorrang und fixe Abnahmetarife haben.

Ein Schritt könnte regionales Marktsplitting sein, um Erneuerbare und Netze zu integrieren. Die Frage ist auch, wie passt man dem Umbau in das große europäische Bild ein? Klimaschutz ist zentral, allerdings hat es keinen Sinn, wenn sich ein einzelner darum bemüht. Es bedarf also großer Anstrengungen, Klimaschutz als globales Ziel durchzusetzen.

 

09:10 Uhr: Session 4 widmet sich der Frage "Wie sind Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und erschwingliche Strompreise auf einen Nenner zu bringen?"
Den Beginn macht eine Keynote von Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter Forschungsbereich „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) und Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring der Energiewende.

 

09:00 Uhr: Guten Morgen und willkommen zum zweiten Tag der VERBUND-Energiekonferenz energy 2050 in Fuschl am See! Auch heute widmen sich wieder zahlreiche Experten in 4 Sessions zentralen Themen rund um die Energiezukunft. Wir bloggen live für Sie!

Auch via Twitter sind wir wieder live dabei: www.twitter.com/verbund bzw. #energy2050