Natur und Regionen 30.09.2011

Nachlese energy2050 Tag 3

Am Tag 3 ging es um die E-Mobilität: Wo stehen wir, wohin geht's und was bedeutet das für die Gesellschaft.

12:15 Uhr It's the end of the world as we know it

Das ist unser Resümee der Konferenz zur Energiewende ;-) Eine Gruppe der Teilnehmer fährt jetzt nach Kaprun und schaut sich das neue Pumpspeicherkraftwerk Limberg II  an, das nächste Woche feierlich eingeweiht wird.

Wir hoffen, euch hat unser erster Livestream im Blog gefallen. Noch war's nicht so professionell und fein wie bei den Kollegen im Online-Standard, aber das wird noch. Uns hat's jedenfalls Spaß gemacht und auch wir haben eine Menge neuer Einblicke in diese spannende Energiewende bekommen, in der wir bereits mittendrin sind. Servus und Tschüss aus Fuschl!

12:00 Uhr Wolfgang Anzengruber beschließt die Konferenz mit einem Abschluss-Statement

Resümiert, dass es eine tolle Veranstaltung war, auch, weil wir nicht im "eigenen Saft" gesudert haben. Anforderungen der Zukunft sind relativ klar. Einerseits hoher Energiehunger der Industrienationen. Dominanz der fossilen Energieträger, die offensichtlich zu Ende gehen werden. Dann haben wir den Klimawandel, der ein Bedrohungsszenario darstellt. Und zwar auch ökonomisch (nicht nur ökologisch). Die Zielsetzungen sind bereits nicht mehr so durchgängig einheitlich. Glaubt weiters, dass sich die Kernenergie nicht aus ökologischen, sondern aus ökonomischen Gründen verabschieden wird (auch wenn noch dort und da dazugebaut wird). Die Energieeffizienz - im Verkehr derzeit ca. 20 % - ist enorm verbesserungswürdig. Leider erhält die Wirtschaft auch aus der Politik widersprüchliche Botschaften.

Es dominiert leider auch die Fantasie der großen Zahlen: es ist doch egal wie viele e-Autos wann wo genau fahren werden. Fakt ist, die Veränderung wird vonstattengehen, mit und auch ohne Österreich.

Die E-Wirtschaft aber steht vor ihrem größten Umbrauch seit Bestehen. Wieder fällt das Stichwort Google. Auch Industrie und Infrastruktur stehen vor Veränderungen.

Anzengruber weist auch auf Veränderungen bei Konsumenten hin: Hier wird sich auch viel ändern, wichtig ist aber, dass die Veränderungen positiv sind. Es wird in der Energiewende viele Rückschläge geben, oft auch Geld in den Sand gesetzt werden. Das muss es uns aber wert sein. Trotzdem sollten wir die Wende "lustvoll" begehen. Nicht nur schmerzhaft, auch reizvoll für Gesellschaft, Wirtschaft und Konsumenten. Es braucht Mut und Bereitschaft für Engagement. Und wir brauchen die Technik dazu. Und zwar Technikerinnen und Techniker, die gut ausgebildet sind.

Letztlich brauchen wir das Geld für diese Investitionen. Das Geld kann jedoch nicht nur von den Unternehmen kommen. Auch die Konsumenten werden das mitfinanzieren müssen.

Eine Konferenz wie energy2050 kann helfen, diese Anforderungen gemeinsam umzusetzen. Es folgen Dankesworte an die Partner und Medien, die Organisation und an alle, die am Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Freut sich schon auf die nächste Konferenz in 2 Jahren.

11:30 Uhr Publikumsfragen

Langthaler (Brainbows): Laut diversen Studien sei E-Mobility eine sehr weibliche Sache: Wie krieg ich den Kinderwagen rein, wie die Kinder, etc. Wichtige Entscheidung beim Autokauf. Wird nicht am Kunden vorbeigeforscht? Tissot: Gar nicht mehr die Frau. Kinder treffen mittlerweile die Entscheidung beim Autokauf; Und: auch die Männer überlegen sich das mit dem Kinderwagen. Fahrzeugentwicklung dauert immer noch 3 Jahre. Röck: Wohlfühlfaktor ist auch entscheidend. Man muss also beides berücksichtigen.

Thema: Car-Sharing und urbane Mobilität. Junge sehen dass Auto heute anders, brauchen das gar nicht mehr zwingend; auch kein Statussymbol mehr.

Weitere Frage: Warum weiß die breite Bevölkerung zu wenig darüber? Mein BMW-Händler sagt mir in keinem Wort etwas davon. Am Flughafen finde ich auch nichts über e-Autos. Keiner in meinem Bekanntenkreis hat das Thema jemals diskutiert. Tissot: Als Autohersteller können Sie ihre Händler erst dann einbinden, wenn es ein Produkt gibt.

Gänsdorfer von Austrian Mobile Power: Lädt alle am 16. Oktober in den Wiener Prater ein, dort über 40 e-Autos zu testen und sich live anzuschauen, wieweit wir schon in Österreich sind.

Letztes Voting: "Woher soll der Strom für e-Autos kommen?"
Die überwiegende Mehrheit will den Strom aus 100 % Erneuerbaren haben.

10:40 Uhr Abschluss-Talk der Konferenz: Elektromobilität – ist Österreich in Poleposition?

Es diskutieren:

  • Christoph Chorherr, Die Grünen Wien
  • Alexander Egit, Greenpeace
  • Herbert Kasser, BMFIT
  • Michael Röck, DENZEL e-drive GmbH
  • Christine Tissot
  • Reinhard Würger, Raiffeisen-Leasing

Jetzt wird wieder gevotet: "Wie wird sich das E-Mobility-Verhalten bis 2030 ändern?"
0 % glauben, dass das E-Auto kein Fun-Artikel bleibt - immerhin.

Tissot: Kunden wollen das E-Auto. Heute nutzen hauptsächlich Unternehmen E-Autos in Form von ganzen Flotten.

Röck: Viele Unternehmen nutzen E-Autos aus Imagegründen - Logo drauf und ab zum Pressefotografen. Sieht momentan noch nicht, dass bis 2020 die E-Autos viel mehr Verbreitung finden werden. Zitiert eine Studie, nach der das Interesse an E-Autos im letzten Jahr wieder zurückgegangen ist. Kritisiert, dass es noch zu kompliziert für den Endkunden ist. Hat Angst, dass das E-Auto in der Bedeutungslosigkeit verschwindet (wie in den 70ern).

Würger: Raiffeisen-Leasing bringt heuer ca. 400 E-Autos auf den Markt. Der erste Hype ist für ihn schon vorbei. Ein paar Unternehmen haben investiert, aber nur in ein paar Autos, nicht in Flotten. Sieht die Gefahr, dass es zu einem Bruch kommt. Daher braucht es neue Autos, eine andere Art von Autos. Und: andere Preisgestaltungen, weil für die Masse zu teuer.

Egit: Energiewende ist falsch, es ist eine Energierevolution. Das Tempo dafür ist noch zu langsam. Wenn Österreich führend sein will, dann müssen wir ganz anders agieren. Kritisiert Trägheit der Politik. Und es braucht mehr öffentliche Akzeptanz, denn niemand will zusätzlich dafür Steuern zahlen müssen. Weitere Frage: Woher kommt dann der Strom für die e-Autos. Spricht den Kernenergie-Ausbau in Tschechien an. Rechtfertigung von Tschechien: wir bauen wegen e-Mobility aus. Das kann's wohl nicht sein. Rebound-Effekte sind gefährlich: e-Mobility darf nicht zur Energieverschwendung führen (weil Auto sauber fährt, wird noch mehr damit gefahren als nötig). Fordert daher kilometerabhängige Maut, damit wäre der Weg und nicht das Fahrzeug besteuert.

Chorherr: Sieht einen Boom der E-Mobility, aber nicht des e-Autos. China hat  bisher 60 Mio. e-Scooter verkauft. Warum? Weil leicht und günstig. Warum wollen wir Kutschen fördern? Wartet auf eine Erfinderin, die ein fetziges Gefährt auf den Markt bringt.

Würger: Ja, e-Bikes boomen. KTM baut z. B. die Produktion massiv aus. Und ja, wir brauchen für den städtischen Bereich eine andere Art von Fahrzeug.

Kasser: In den letzten Monaten ist sehr viel im organisatorischen/politischen Bereich zur E-Mobility geschehen. Wir sind nur ein kleiner Fleck, daher müssen wir hier konsequent den Weg weitergehen, den wir angefangen haben.

Tissot versteht nicht, warum sich die verschiedenen Bereiche in Österreich die Köpfe einschlagen wollen (in Richtung Egit), statt konstruktiv miteinander zu arbeiten: "Tun Sie was, es ist doch möglich". Kasser: Ja, wir vernetzen eh. Chorherr: Öl ist out. So. "Und das Neue wird nicht in einer ministerialen Arbeitsgruppe geborgen." Probieren wir doch was aus. Nehmen wir die Taxler in Wien. Gehn wir's an, machen wir dort unsere Hausaufgaben. Probieren wir's aus. Ja, ich weiß, da kann auch etwas schiefgehen. Ist halt so. Viele Projekte werden Geld versenken. Plötzlich werden Fahrzeuge wie "iPads" da sein, die die Leute dann haben wollen.

Egit: Appell an die Politik zum Energiekonsens. Wo sind jetzt die Hürden und was müssen wir machen, damit wir sie überwinden.

Zweites Voting: Hat die e-mobile Zukunft für Sie (Tagungsteilnehmer) schon begonnen?
Zwei Drittel warten ab. 20 %: Mein nächstes Fahrzeug hat einen E-Antrieb.

Schellhorn: Vielleicht wollen Leute beim Auto gar nicht fortschrittlich/ökologisch sein? Beim e-Bike überzeugt die Bequemlichkeit, aber gibt es beim Auto andere Anforderungen? Röck: Auto muss spannend sein. Noch sind wenige Produkte am Markt, die überzeugen. Privatkunden sind noch nicht so weit, das zu erleben. Daher müssen wir das Interesse daran eben jetzt aufrechterhalten. Glaubt, dass es noch zu wenig Information für die Endkunden über diese Technologie gibt.

Tissot: Wir machen die Autos nicht zum Spaß schwer - Thema Sicherheit. Chorherr: Blödsinn. Durchbruch kommt nicht aus der Autoindustrie. Tissot schüttelt den Kopf. Tissot: Es gibt dazu schon viele Konzepte, aber sobald ich an die konkrete Produktion gehe, fangen die Schwierigkeiten an. Es ginge schon etwas anderes auch, aber das ist sooo teuer. Daher müssen Sie langsam und Schritt für Schritt vorgehen. Egit: Man darf das Geld nicht unterschätzen; wenn sich das niemand leisten kann, bringt das alles nichts.

10:15 Uhr Kaffeepause - in 15 30 Minuten geht's weiter

10:00 Uhr Wolfgang Pell

Pell ist Leiter des Competence Center Innovation bei VERBUND und Geschäftsführer des Vereins Austrian Mobile Power. Öl ist nicht erneuerbar und es gibt "lästige" Emissionen. Strom aus Erneuerbaren dagegen ist emissionsfrei. Spricht über eine Projektion für 2050, das den theoretischen Verbrauch von E-Autos zeigt - und stellt diesen in Zusammenhang mit der Leistung des Pumpspeicherkraftwerks Reisseck in Kärnten.

Jetzt geht's um das Leuchtturm-Projekt EMPORA (Electric Mobile Power Austria). Was passiert genau? Es geht um Fahrzeugtechnologien, Infrastruktur und Konsumenten. VERBUND hat Lead User Studie gemacht. "Park & Load" war ein Hauptwunsch der User: also Auto abstellen und inzwischen aufladen können. Ein weiterer Aspekt ist "Green Warrenty": Strom für E-Autos muss auch wirklich zu 100 % aus Erneuerbaren kommen. Und "Without Limits": E-Autos müssen auch weiter fahren können als 80-100 km, wenn es das einmal tun soll. "Risks": Kunde will keine Risiken eingehen; jemand muss ihm garantieren, dass seine Batterie, die er heute kauft, auch morgen noch funktioniert und überall aufladbar ist.

Pell: Auto steht fast 24 Stunden. Das ist Zeit genug, um das Auto irgendwann aufzuladen. Lösen muss das Problem die "Arbeitsgemeinschaft" aus Stromerzeuger, Autobauer und IT-Dienstleister, die dem Kunden gegenüber als E-Mobility-Provider auftritt.

09:38 Uhr Christine Tissot

War mal bei Renault im Team für E-Mobility. Weiß nicht, wer von den Autoherstellern 2030 noch am Leben sein wird (Bitte, das ist mal eine Aussage). Glaubt, dass die Autohersteller durchaus das E-Auto wollen. Ist keine Pflichtveranstaltung.

Spricht jetzt sehr technisch über Gleichstrom und Drehstrom und Ladetechnologien. Renault geht davon aus, dass 80 % der Ladetätigkeit zuhause stattfindet, 20 % unterwegs (Arbeit, Shoppingcenter, etc.). Problem: viele Staaten verbieten es, dass man zuhause über längere Zeit zuviel Strom aus dem Netz abzweigt. Für Hersteller wie Renault ist das daher kritisch, man sucht lieber eine Lösung für alle.

Tissot macht klar, dass die Stromerzeuger sich endlich um Standards kümmern müssen, und zwar nicht nur regional, sondern über die Grenzen hinaus. Umgekehrt drängen Autokonzerne immer stärker in den Energiebereich. Tissot: Gehen Sie auf die Autobranche zu und handeln sie Deals aus. Weder Sie noch wir wollen, dass Google das Problem löst.

09:20 Uhr Christoph Chorherr

Jede neue Basistechnologie wie der E-Antrieb macht zunächst die Kopie des Bisherigen. Die ersten Autos sahen wie Kutschen aus. Das Fernsehen war zunächst auch abgefilmtes Theater. Darum glaubt Chorherr, wir sind am Irrweg, wenn wir das Auto mit 2 t nehmen und den Benzinmotor mit dem E-Motor ersetzen. Die Energiedichte des Benzins ist unerreicht: Heute tanken wir in 5 Minuten eine 500 KWh.

Wichtige Frage: Ist das Auto der Zukunft überhaupt ein Auto? In China werden heute schon zig Millionen E-Scooter gekauft. Chorherr wünscht sich einen gesunden Steve Jobs, der noch lange über ein neues Auto nachdenken kann. Für Chorherr wird die Mobilität der Zukunft zumindest eins sein: leicht - nämlich in Form der "Fahrzeuge".

In ganz Österreich steigt die Fahrzeugdichte, nur in Wien nimmt sie ab. Dieses Beispiel muss man sich genau ansehen.

Was die Stadt kann ist Infrastruktur für E-Mobility schaffen. Was schwierig ist, denn wir denken ja noch in "Kutschen". Wenn man ein Bier trinken will, kauft man sich ja auch nicht gleich ein Wirtshaus. Chorherr freut sich, dass Stadtwerke im "Eigentum" der Stadt sind, dadurch lassen sich Innovationsprojekte besser durchsetzen.

Jetzt geht's in Wien um die Schaffung von Schnittstellen in Garagen, bei U-Bahn-Stationen, etc. Da wir aber nicht wissen, welche Fahrzeuge dort in Zukunft stehen, muss man diese Schnittstellen schon heute mit intelligenten Systemen ausstatten.

Chorherr ist ein großer Freund des Kinos. "Lassen wir uns doch davon ein bisschen inspirieren!".

09:10 Uhr Herbert Kasser

Gesamtes Verkehrssystem muss intelligenter und effizienter werden. Für Österreich ist die E-Mobility sicher sehr wichtig; wir haben eine große Zuliefererindustrie für Autos, das bedeutet für uns auch Arbeitsplätze.

E-Mobility betrifft Verkehrsbranche und Energiebranche. E-Mobility muss vor allem von den Konsumenten angenommen werden. Slogan des BMFIT: "E-Mobility in Österreich - E-Mobility aus Österreich".

Es geht nicht nur um Austausch des Verbrennungsmotors, es geht letztlich um ein neues verkehrspolitisches Gesamtkonzept. E-Mobility allein wird das nicht leisten können. 

Spricht über den E-Mobility-Fahrplan für Österreich, an dem 180 Experten in 10 Arbeitsgruppen gearbeitet haben. Dieser wird gerade ausgewertet und demnächst veröffentlicht.

Kasser sieht Nachholbedarf bei der Ausbildung in diesem schnelllebigen und hoch innovativen Bereich.

09:00 Uhr Vortragende sind schon am Podium  

  • Herbert Kasser, Generalsekretär Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie
  • Christoph Chorherr, Gemeinderat der Grünen in Wien, Schwerpunkte Energiepolitik, Mobilität und Stadtplanung
  • Christine Tissot, Expertin für Elektromobilität
  • Wolfgang Pell, Geschäftsführer Austrian Mobile Power und Leiter Innovation bei VERBUND

08:40 Uhr Willkommen zum Tag 3 - um kurz nach 9 geht's los!