Natur und Regionen 29.09.2011

Nachlese energy2050 Tag 2

Am 2. Tag standen der Energiemarkt Europa-Russland-Türkei sowie smarte Erzeugungstechnologien auf dem Programm.

17:15 Schluss für heute
Unser Resümee: Spannender zweiter Tag mit tollen Vorträgen und interessanten Einblicken. Die Energiequelle "Gas" war wiederholt ein Thema, das zeigt also, dass es mittelfristig nicht ohne gehen wird. Und es gab viele motivierende Aspekte für eine baldige Umstellung auf erneuerbare Energien. Wir hoffen, es hat euch gefallen.

16:10 Talk zu Best-Practice-Beispielen
Der Saal will sich nicht mehr füllen, aber es geht weiter mit:

  • Ludwig Muxel, Bürgermeister, Gemeinde Lech
  • Christoph Panhuber, Spartenleitung Solarelektronik, FRONIUS International GmbH
  • Robert Pfarrwaller, Generaldirektor, Philips Austria
  • Gregor Rauhs, Projektleiter, Wiener Wirtschaftsförderungsfonds

Schellhorn startet mit einem Saal-Voting (wer votet, wenn niemand da ist?). Frage: Wie viele Menschen nutzen in Lech die "Stadtbusse"? Lech hat ca. 1.850 Einwohner, aber sehr viele Touristen (!). Auflösung wird im Vortrag von Muxel versprochen.

Ludwig Muxel 

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erzählt von den Erfahrungen. Früher schlechteste Luftqualität bei Inversionswetterlagen in dem Nobel-Skiort, vergleichbar mit Städten im Ruhrgebiet (Wahnsinn!). Das wollten sie damals natürlich niemandem sagen. Daher Maßnahmen zur Verbesserung. Ein Vorhaben dabei ist ein Wasserkraftwerk. Muxel erzählt, dass die NGOs den Fluss lieber als "Museumsfluss" haben wollen, was er nicht versteht. Weiters hat Lech einen Energiemanager im Ort, der die Hotels und KMUs bei Energie-Themen berät - und das wird auch in Anspruch genommen. Hotels in Lech holen ihre Gäste bereits zum Teil mit E-Autos ab. Heizwerk Lech (18 MW) ist die ökologische Visitenkarte des Ortes, natürlich im passenden Architekturstil.

Ortsbus wird sehr gut angenommen, gratis für Touristen mit Skikarte, am Abend/Nacht kostet er. Auch die Manager fahren damit, so Muxel. So, jetzt die Auflösung des Votings vom Anfang: 1,6 Mio. Fahrgäste nutzen den Ortsbus in Lech. Zum Vergleich: Die Salzburg AG befördert jährlich 38 Mio. Fahrgäste.

Christoph Panhuber von Fronius 

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Stellt vor, was in den letzten 15 Jahren bei Fronius passiert ist. Vor 20 Jahren war die Firma ein Schweißtechnik-Unternehmen. Dann kam Sparte Solarelektronik dazu, auch aufgrund des Unglücks in Tschernobyl. Heute Top-3-Player in Wechselrichtererzeugung (wichtig für Solarenergie). 2010 wurden von Fronius 1,2 GW an Wechselrichtern weltweit verkauft. 2010 machte Fronius 499 Mio. Euro Umsatz, 94 % Export. Übrigens: gegründet wurde das Unternehmen von Günter Fronius 1945 in Pettenbach.

Zitat des Fronius-Gründers: "Unsere Enkel werden einmal stolz auf uns sein, weil wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben." Panhuber erzählt von Gebäudeeffizienz bei Fronius: Gebäude nach Passivhausstandards, auf den Dächern der Standorte sind PV-Anlagen, Beleuchtung durch energiesparende LEDs. Auch Solartechnologie boomt: 20 GW Solaranlagen werden heuer weltweit verbaut.

Robert Pfarrwaller von Philips 

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stellt am Beispiel Feldkirch (Vorarlberg) die Bedeutung der Beleuchtung bei Energieeffizienz vor. Wurde erst vor drei Wochen umgesetzt. Glühbirne ist heute das Symbol für Energieverschwendung. 95 % der Energie ist Wärme, nur 5 % geht in das Licht. In der Medizintechnik ist heute ein Röntgenrohr ebenso wenig effizient. Es gibt noch viele solcher Beispiele. Energieeffizienz ist also real und wirkt sich sofort auf die Kosten aus. Fast jeder kann jetzt Energie effizienter nutzen. Jetzt! Aber wer tut es wirklich, fragt Pfarrwaller.

4.000 Lichtpunkte in Feldkirch; Lampentechnologien sind: Quecksilber (worst case, 60 % der Kommunen in Österreich), Natriumdampflampe, Metallhalogendampf und LED. Größte Hürde für Maßnahmen: wie viele Energie verbrauchen wir wirklich. Feldkirch hat daher seine Lampen gezählt, hat geschaut, was es am Markt an Angeboten gibt. Internationale Ausschreibung, die Philips gewonnen hat. 40 % der Energie sofort eingespart + CO2-Reduktion um 12 Tonnen. Amortisationszeit von 7 Jahren. Eine Lampe ist durchschnittlich 20 Jahre in Betrieb. 600 Bürger sind zur "Erleuchtung" gekommen und haben sich das neue Licht der Straßenlaternen angeschaut.

Gregor Rauhs 

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spricht zum Projekt energybase - Bürohaus der Zukunft - in Wien. Mehr dazu findet ihr auf der Website des Projekts - inkl. Film: http://www.energybase.at

Gleich geht's weiter
Ein paar Fotos der Vortragenden haben wir auch schon bekommen, leider mit etwas Verzug, aber es ist einfach stressig hier bei so vielen Vorträgen ;-) Gratulation übrigens an dieser Stelle an die Agentur Brainbows und unsere VERBUND-Kolleginnen für die tolle Organisation!

Diskussionsrunde

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Franz Schellhorn von der Presse will die Fragerunde "nordkoreanisch" auflösen, d. h. es gibt aufgrund der engen zeitlichen Vorgaben jetzt keine Fragerunde. In 20 Minuten geht's in die finale Runde für heute mit Best-Practice-Beispielen bei der Erreichung von Energiezielen.

15:30 Michael Strebl
Präsentiert jetzt das Smart-Grid-Projekt der Salzburg AG. Nimmt Duecks Gedanken auf und glaubt mit seinem Team sehr an die "Internetisierung" der Strombranche. Nimmt bei seinen Kunden den Wunsch wahr, energieautark zu sein - wenn auch nur regional. Es wäre also unklug, wenn Energieversorger diese Wünsche links liegen ließen.

Salzburg AG hat sich mit virtuellen Kraftwerken beschäftigt. Was passiert, wenn Kunden Energie zurückspeisen - Gegenverkehr ... Smart Charging im Rahmen der E-Mobility. Für die Salzburg AG ist das natürlich auch ein IT-Projekt. Letztlich hängt das alles miteinander zusammen. Daraus abgeleitet ein systemischer Ansatz für die Smart Grid Region Salzburg. Fokus der Salzburg AG ist die Auswirkung auf den Kunden: Wie gehen Kunden damit um. Denn "Kein Energiepreis der Welt lässt mich um 2 Uhr morgens aufstehen und Haare föhnen" ..

Grundthema: Wie muss ich dem Kunden seinen Stromverbrauch präsentieren, damit er ihn reduziert. Salzburg AG macht Test mit über 280 Kunden bei Smart Metering. Beobachtet 1 Jahr lang. Eine Gruppe bekommt monatliche Rechnung, eine jährliche Rechnung, eine ständig Anzeige auf Mobiltelefon, eine mit Anzeigen in der Wohnung. Es werden keine KWhs und Euros angezeigt, sondern Farbwerte (grün, gelb, rot, etc.).

Salzburg AG will alle Features in einer neuen, innovativen Wohnanlage in Salzburg/Taxham bündeln. Erneuerbare Energie, automatische Lastverschiebung (Smart Charging für E-Autos) und Nutzerfeedback durch Smart Metering. Wird als "Wohnen der Generationen" umgesetzt und kombiniert mit innovativem Verkehrskonzept (e-Auto-Sharing). Je 10 Haushalte erhalten ein e-Auto.

15:10 Dieter Genske

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Dieter Genske: Lokale Partizipation für die Energiewende ist wichtig.

14:50 Christof Weinhardt

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Jetzt Christof Weinhardt. Hat's jetzt natürlich schwer, nach so einem Vortrag. Wir versuchen noch, die Essenz aus seinem Vortrag zu ziehen. Es geht um Anreize für Stromkonsumenten. Ihnen zu zeigen, wann wo wie viel Strom verbraucht wird. Und dann Modelle für Tarife zu entwickeln. 

14:20 Gunter Dueck bringt Schwung hinein

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Steigt mit einer Story zu Amazons Kindle ein, den die Bibliothekare fürchten, den aber die Putzfrau schon in den Urlaub mitnimmt. IBM ist fast daran zerbrochen vom Übergang Mainframes hin zu PC. Interessante Aussage: "In keiner Konferenz, in der ich bin, kommt der Kunde vor." Sehr ironischer Vortrag, können wir leider nicht optimal wiedergeben. Es lohnt sich ein Blick auf seine Website.

Spricht über sein papierloses Büro, das aus einem privaten Mac besteht, den er aber bei IBM für die Arbeit verwenden darf. Das gefällt ihm - und uns auch ;-)

Stromzähler: Warum soll ich 300 Euro für einen Smart Meter ausgeben? Würde lieber selbst Strom und Geld sparen. Mittlerweile kostet das Ding rund 50 Euro. Aber warum will mein Stromerzeuger das nicht für mich einbauen? Wenn das alle haben sollen, dann gibt es "Zwangs-DSL für alle" - das ist doch toll! Demokratisierung über Technik.

Autoindustrie muss jetzt ganze Hochschulen für Verbrennungsmotoren wegschmeißen. Ganze Hochschulen in die Tonne. Das ist hart. Zweite Hochschule für Vibrieren. Beim Elektroauto ist das alles wurscht. Nicht trivial ist die Batterie, aber das können "die" nicht. Ist schon mal wer auf die Idee gekommen, es zu vermarkten, wie toll Lady Gaga in einem Elektroauto bei 200 km/h klingt? Oder wie toll eine kalte Cola im E-Auto ist? Warum machen die Öko-Leute so trockene Sachen?

Zieht Vergleiche: mit Digitalkameras und Handys. Das kommt auch beim E-Auto. Vergesst die Studien, es geht immer so (zeigt mit Finger steile Kurve nach oben). Wie bei Google, Amazon. Niemand glaubt das, aber es ist so. "Das nervt mich." In 5 Jahren ist dann der Einzelhandel weg, weil Amazon Milch verkauft.

Die ganze Gesellschaft kippt gerade. Die Professoren fragen sich grad: wer braucht uns noch? Ich sag: weg mit ihnen. Wir nehmen einfach Nobelpreisträger und Fachleute. Die halten dann einfach alle Vorträge, die zeichnen wir auf Video auf und stellen die ins Netz. Dann haben wir die beste Uni-Ausbildung.

Bei Audi und Airbus ist mehr Software dahinter als Material. Knowhow steckt im System. Es wär doch gut, wenn Google den Sudan kauft und dort Strom für alle erzeugt. Die Stromversorger schlafen in aller Ruhe, während uns Google mit Android ein Haus-Betriebssystem baut. Stromkonzerne werden dann Zulieferer von Google. Ist Ihnen das nicht klar? Machen Sie da nichts?

Stattdessen haben die Konzerne "Vice Presidents" oder Werksstudenten für Innovation. Niemand kapiert, das wir gerade unsere Industrie aus der Hand geben.

Am Ende noch Eigenwerbung für sein neues Buch. Wenn das so gut ist wie dieser Vortrag, dann geben wir hier gleich eine Kaufempfehlung ab.

12:50 Mittagspause - um 14 Uhr geht's weiter
Wir werden derweil versuchen, wieder ein paar aktuelle Fotos auf Flickr zu laden.

12:40 2. Talkrunde des Tages
Thurnher am Start. Frage aus dem Publikum: In gewissen Bereichen wie Technologien gibt es Konsens, in anderen Diskussionen, z. B. um Kapitalbedarf und Finanzierung. Wo tauchen die Mehrkosten auf? Bleiben die über Jahrzehnte? Fragen an alle Referenten gehen sehr ins Detail, werden aber versuchen, das für euch verständlich rüber zu bringen.

Bettzüge: Wo die Mehrkosten auftreten, hängt von den Erneuerbaren ab, die wir einsetzen. Erneuerbare mit optimalen Standorten in Europa (Solar im Süden, Wind im Norden) rechnen sich nur knapp. Wenn europäischer Markt weiter ausgebaut wird, dann können Erneuerbare im Preis besser abgebildet werden. Die Konsumenten müssen genau wissen, wann Strom wie viel kostet, um darauf reagieren zu können (wann wasche ich, koche ich, etc.).

Czisch: Statt der Antwort (zu komplex) posten wir hier lieber ein paar Links zu Czisch: Seine Website, Portrait in der Zeit und sein Buch auf Amazon.

12:15 Marc Oliver Bettzüge

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Das ist Marc Oliver Bettzüge. Glaubt, dass die Gesellschaft und die Politik die Herausforderungen der Energiewende deutlich unterschätzen (!). Rein technologisch betrachtet liegen heute genügend Technologien für CO2-arme Energieerzeugung vor. Weist auf "Optimistic Bias" hin: Auch beim Hausbau plant man alles, um dann am Ende draufzukommen, dass man etwas vergessen hat - und es teurer wird. Ähnlich ist es auch beim Kraftwerksbau und wird es auch beim Umbau des Energiesystems sein.

Relativiert die von Czisch zuvor propagierte Machbarkeit: Speichertechnologien und Netze sind noch lange nicht dort, wo wir sie brauchen. Außerdem ist die Realisierung schwierig, wenn wir immer nur in kleinen Stücken planen. Und des wird uns eine Stange Geld kosten, das zu realisieren: D.h. es geht um große dreistellige Euro-Milliardenbeträge in jeder Dekade bis 2030 oder 2050. Aber E-Wirtschaft (klassisches Utility) hat heute schon wenig Cashflow und damit kein Kapital für solche Investments. Institutionelle Investoren wären als Kapitalgeber denkbar, aber dann braucht es Rahmenbedingungen dafür. Als Investor muss man heute die Entscheidung von 27 EU-Staaten plus Kommission auf Jahre hinaus vorausdenken, was nicht möglich ist.

Wir haben heute einen europäischen Binnenmarkt, aber nationale Souveränität über Energiefragen. Letztlich aber finanziert Europa den deutschen Atomausstieg mit. D. h. nationale Alleingänge führen für alle insgesamt zu höheren Kosten.

Für die Wende braucht es einen gesellschaftlichen Konsens, der in Deutschland momentan eine hohe Akzeptanz hat. Aber bleibt diese in den nächsten 10 bis 20 Jahren erhalten? Für viele Bürger gilt das Motto "Yes, but not in my back yard!". Und wie sieht es mit der Solidarität von Staaten gegenseitig aus? Wenn z. B. Staaten ihre Energie aus einem anderen importieren, statt selbst zu erzeugen.

Der letzte Punkt dreht sich um Verteilungsfragen und Verteilungsgerechtigkeit: Ist es moralisch vertretbar, Entwicklungsländer für Erneuerbare "auszubeuten"? Ist es gut, wenn Wenigverdiener, die schon mehr Energie verbrauchen, mit der Stromrechnung Besserverdiener und deren PV-Anlagen subventionieren müssen?

11:55 Gregor Czisch

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Weiß auch noch nicht, woher die Speichertechnologien für die Erneuerbaren kommen sollen. Die DENA plant ihre Strategie mit alten Technologien. Behauptet: Wir sollten schon bis 2030 den vollen Umstieg auf Erneuerbare machen. Warum? Klima.

Wir wissen immer noch nicht, wie katastrophal die Klimaerwärmung wirklich sein wird. Momentan merken wir einen deutlichen Temperaturanstieg, der schon heute zu weltweiten Problemen führt. Gaskraftwerke statt Kohlekraft helfen uns da auch nicht mehr.

Hat ein Modell für Erneuerbare-Vollversorgung von Sibirien bis Senegal entwickelt (Folien sehen wir leider nicht, klingt aber sehr spannend). Wasser-Speicherkraftwerke und Biomasse spielen in seinem Modell eine wichtige Ausgleichsrolle.

Unterschied HGÜ vs. Drehstrom: 65 GW-Verbindung von Nordsee nach Süden. Dazu bräuchte es 9 parallele Drehstrom-Systeme (380-kW-Leitungen). Bei HGÜ braucht es nur eine Leitung - mit deutlich weniger Verlusten. Das wäre der erste Weg hin zu einem europäischen Supergrid.

Mit seinem Modell wäre auch sinnvolle Entwicklungshilfe möglich. Er bringt ein Beispiel mit Marokko und Windstrom für Europa, wozu nur ein kleiner Teil des tatsächlichen marokkanischen Potenzials nötig wäre.

Das war spannend und innovativ! Thurnher sieht aber viele kritische Gesichter im Publikum ...

11:40 Wolfgang Semper von Andritz

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Spricht über Herausforderungen für einen Lieferanten von Kraftwerkstechnik wie Andritz. Wasserkraftwerke dienen nicht nur der Stromerzeugung, sondern auch der Netzstabilität. 2006 war Windenergie noch Spielzeug, die Situation hat sich aber rasant verändert.

Einfluss auf den Hersteller: Andritz muss selbst an seinen Produkten arbeiten: z. B. Effizientere Pumpen für Pumpspeicherkraftwerke, Turbinen für Kleinwasserkraftwerke. Österreich hat mehr als 500 MW an Kleinwasserkraft. Kommunen und Industrie versucht damit Erneuerbare zu nutzen.

Durch Energiewende werden Vorhaben interessant, die früher unwirtschaftlich waren oder durch fehlende Technologien nicht umsetzbar waren. Beispiel Matrixturbinen für das Kraftwerk Ashta (Albanien) von VERBUND und EVN.

Andritz hat gerade großes Gezeitenkraftwerk in Süd-Korea in Betrieb genommen.

Bis auf den Bau selbst kann Andritz alle Komponenten für ein Wasserkraftwerk liefern. Auch Betriebsführung wird sich verändern (VERBUND steuert bereits alle Donaukraftwerke von einem Standort aus!).

Die Rolle der Wasserkraft sollte eine wichtige bleiben.

11:25 Michael Süß von Siemens

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Süß startet elanvoll und mit einer Portion Bayrisch. Geht gleich medias in res: Stromverbrauch steigt - immer noch. Wachstum der Bevölkerung findet in Städten statt, aber nicht in Europa. Eine Industriegesellschaft muss führen - oder sie geht unter. Wir dürfen also unsere Energiethemen nicht "regional" in Europa diskutieren.

Spricht vom Beispiel Gas-Dampf-Effizienz, neues Kraftwerk in Irsching bei Ingolstadt (ein ähnliches steht übrigens jetzt von VERBUND in Mellach bei Graz). Erzählt vom Siemens-Innovationsoutput bei der Entwicklung von Windkraftanlagen. Jetzt beginnt die Massenfertigung, um über den Faktor Kosten die "grid parity" (Marktreife) zu erreichen.

Siemens baut London Array: 175 Turbinen mit über 600 MW Leistung (Option auf 1.000). Vor einigen Jahren wären solche Dimensionen nicht denkbar gewesen.

Technik wird noch nicht richtig eingesetzt, ein Beispiel: Mallorca hat einen Gesamtstromverbrauch von 1,2 GW. Statt einem Kraftwerk zu bauen hat man ein 200-km-Seekabel für 400 Mio. Euro gelegt. Viel effizienter als Kraftwerksbau.

Thema Stromspeicherung: Für Siemens sind Pumpspeicher auch nicht die Lösung zur Speicherung großer Strommengen. Ohne die Lösung des Speicherthemas sind die Erneuerbaren volatil und für das Netz höchst "störend".

11:20 Jetzt startet die Session 2
Zum Thema Realisierung einer smarten Energieversorgung mit:
Michael Süß, Mitglied des Vorstands, Sector CEO Energy, Siemens AG
Wolfgang Semper, Mitglied des Vorstandes ANDRITZ AG
Gregor Czisch, Energie-Experte und Berater
Marc Oliver Bettzüge, Direktor des EWI an der Universität Köln

10:40 Kaffeepause - in ca. 30 Minuten geht's weiter

10:20 1. Talkrunde mit den Vortragenden
Sabanci: Türkei ist eine Transit-Drehscheibe für Gas nach Europa. Politik weiß das auch. Abhängigkeit von Russland ebenfalls hoch. Soll sich ändern durch Projekte wie Nabucco. Thurnher fragt, ob die Türkei die Pipeline für eine EU-Mitgliedschaft einhandeln wird. Sabanci will nicht Politikerin spielen, sie ist Unternehmerin. Thurnher: Was hat Türkei von EU gelernt? Sabanci: Türkische Regierung hat von Beginn an keine Anreize für Erneuerbare gegeben. Da Türkei spät in den Erneuerbaren-Markt eingestiegen ist, profitiert es von ausgereiften Technologien (z. B. EnerjiSA eines der effizientesten Energie-Unternehmen Europas).

Kohler: Man muss auch die Pipelineprojekte hinterfragen, vor allem die Südvarianten sind politisch instabil. Er weist auch darauf hin, dass China zunehmend Gas aus Zentralasien ableiten wird. Das wird Russland und die zentralasiatischen Republiken interessieren. Thurnher: Was macht Österreich besser als Deutschland und umgekehrt? Köhler: Ich bin Gast hier (Lachen im Saal). Nein, im Ernst: Deutsche Unternehmen im PV-Bereich sind schwächer geworden, weil Effizienz fehlt. Deutschland braucht energiewirtschaftliche Steuerung. In Österreich sieht das besser aus.

Ein Ösi-Witz zum Abschluss: "Weshalb bauen Österreicher auf die Nordseite ihrer Häuser Photovoltaik-Anlagen? -Weil sie manchmal auch kalt duschen wollen."

Mitterlehner: Nabucco wird nicht das einzig entscheidende Projekt sein. Ist Zuversichtlich, dass uns in der EU noch andere Alternativen einfallen werden. Lob an EU-Energieminister Öttinger, der für Mitterlehner sehr dynamisch ist.

09:50 Reinhold Mitterlehner

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Österreich ist in günstiger Situation für Erneuerbare durch Wasserkraft. Mitterlehner sieht drei wichtige Säulen für die Wende: Erneuerbare, Effizienz und Versorgungssicherheit. Österreichs große Chance ist, zur Energiedrehscheibe Europas - zur grünen Batterie - zu werden, z. B. auch durch die Pumpspeicherkraftwerke.

Die Bedeutung von Gas wird steigen: es ist die Brückentechnologie. Zwei Konsequenzen: Wir müssen unsere Strategie verschärfen und schneller gestalten und unsere Rolle im Energiemarkt wahrnehmen. Das ist unser "USP".

Wo stehen wir? Ökostromgesetz 2012 bringt uns enorm weiter. Ziel ist es nicht, dass Zahnärzte aufgrund von Renditen zum PV-Anlagen-Bauer werden, sondern die Erneuerbaren marktfähig sind.

Mitterlehner plädiert für Forschungsinvestitionen in Erneuerbare, die die Basis für die Wende sind. Thema Atomstromimporte: Zunächst müssen wir schauen, dass wir genug selber erzeugen.

Smart Metering ist wichtig für Bewusstseinserweiterung: Jeder kennt den Benzinpreis auf den Cent genau, kaum jemand weiß, was er für seine Kilowattstunde Strom zahlt.

Einer der wichtigsten Punkte für Mitterlehner ist die Versorgungssicherheit. Beim Erdgas haben wir eine monopolähnliche Situation mit Russland, das aufzubrechen gestaltet sich schwierig. Nabucco und Southstream werden beide nicht genug gepusht.

Zum Thema Stromleitungen: kein Verständnis für die Demos gegen die 380-kV. Es gibt einen rechtlichen Beschluss, der muss berücksichtigt werden. Wenn man die 8-m-Durchmesser der Erdkabel sieht, glaubt auch keiner mehr an die Verkabelung.

09:30 Stephan Kohler

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Stephan Kohler ist Chef der dena. Sitzt mit Sergei Shmatko im Aufsichtsrat der rudea - von Deutschland und Russland gegründeten deutsch-russischen Energie-Agentur mit Sitz in Moskau.

Die Energiewende ist eine grundlegende Veränderung der Energiewirtschaft, das betrifft nicht nur die Stromerzeuger und Netze, sondern auch rechtliche Aspekte. Die Infrastruktur, die wir heute aufbauen, könnte zukünftig obsolet werden. Beispiel: Wenn unsere Häuser in Zukunft 80 % weniger Energie verbrauchen, lohnen sich keine Gasleitungen mehr, denn dann ist die Versorgung mit Strom das einzig Sinnvolle.

Auch Kohler sieht die wahre Herausforderung der Erneuerbaren in ihrer Integration. Deutschland kann nur auf Photovoltaik und Windkraft setzen, das bedeutet aber, dass sie bessere Netze und Speicher brauchen. Langfristig wird Deutschland 30 % seines Stroms importieren müssen.

Bis 2020 sollen in Schleswig-Holstein 9.000 MW On-Shore, 3.000 Off-Shore; Die Jahreshöchstlast beträgt in Schleswig-Holstein aber nur 2.000 MW. Dafür braucht es ordentliche Stromnetze für den Transport des Stroms vom Norden in den Süden.

Kohler plädiert für die Umsetzung der Ziele in konkrete Maßnahmen. Aber wie? Mit Ordnungsmaßnahmen? Mit Bürgerkonsens? In der Politik ist derzeit wenig Verständnis für das Problem. Niemand ist mehr verantwortlich für die Versorgungssicherheit. Wo Konzerne ihre Kraftwerke bauen, entscheiden einzig die Konzerne.

Köhler zum Verhältnis zu Russland: (mediale) Diskussion sehr zugespitzt auf Lieferung von Erdgas. Aber: Russland ist ein viel wichtigerer Partner, denn es hat hohe Effizienzpotenziale. Bis 2020 soll in Russland die Energieeffizienz um 40 % gesteigert werden. Dann würde Russland die doppelte Menge einsparen, die es derzeit in Form von Erdgas nach Europa exportiert. Es braucht daher Modernisierungs-Partnerschaften mit Russland. Z. B. durch neue Technologien. 80 % des russischen Staatshaushalts kommt aus dem Verkauf von Erdgas. Russland ist auch nicht immer ganz "einfach", aber die Mühe sollten wir uns machen, so Köhler.

Zusammenfassend: Energieeffizienz ist noch nicht auf dem richtigen Weg, um die Ziele zu erreichen. Wir sollten noch einmal genau hinschauen, wo wir welche Mittel einsetzen. Es ist Unsinn, auf Einfamilienhäuser subventionierte PV-Anlagen zu setzen, und kein Geld für Effizienzmaßnahmen bereit zu stellen.

09:10 Güler Sabanci

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Sabanci spricht von Rahmenbedingungen, die wichtig sind, um der zunehmenden Verlagerung des Energieverbrauchs in Schwellenländer zu begegnen. In Energiefragen ist für die Türkei vor allem Russland und Europa wichtig. Die Türkei ist nach China der zweitschnellst wachsende Energiemarkt in den nächsten 10 Jahren, die Nummer 1 innerhalb der OECD. Die Türkei erwartet vollen Anschluss an den europäischen Energiemarkt in naher Zukunft.

Öl und Gas sind die derzeit wichtigsten Energiequellen für die Türkei. Doch das soll sich ändern, insbesondere durch Erneuerbare, aber auch durch Nuklearenergie. Die türkische Regierung setzt ihre Privatisierung der Energieunternehmen fort, was für Sabanci positive Veränderungen durch höhere Effizienz mit sich bringen wird.

Die Türkei hat eine wichtige geopolitische Position: im Osten liegen 70 % der weltweiten Energieressourcen, im Westen befindet sich eine der weltweit fortgeschrittensten und damit energiehungrigen Gesellschaften.

In den nächsten Jahren könnten wichtige Schritte erfolgen, um den Gasmarkt in der Türkei auszubauen (momentan verhindert durch langfristige Verträge mit Russland).

Sabanci möchte mit dem VERBUND-Joint-Venture EnerjiSA der Leader in der türkischen Strombranche werden. 2.600 MW sind derzeit in Bau. Mehr als die Hälfte von EnerjiSAs Erzeugung soll zukünftig erneuerbar sein.

Bis 2023 soll die Türkei die 10. größte Volkswirtschaft der Welt werden.

09:00 Uhr Es geht los
Aufgrund "russisch-innenpolitischer Probleme" konnte Sergei Shmatko (Energieminister der Russischen Föderation) heute nicht kommen. Dabei hatte er bereits seine Rede autorisiert und verteilen lassen. Kurzes Raunen im Saal. Thurnher moderiert an, am Podium sitzen Güler Sabanci (Vorstandsvorsitzende der türkischen Sabanci Holding), Stephan Kohler (Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Energie-Agentur GmbH) und Reinhold Mitterlehner (Österreichischer Wirtschaftsminister, ÖVP).

Um 9 Uhr sollte es los gehen.