Natur und Regionen 16.02.2021

Eiskalte Pracht: Österreichs Gletscher im Wandel

Österreichs Gletscher prägen die Landschaft. Wie sind sie entstanden? Und wie wirkt sich der Klimawandel auf sie aus? Komm mit uns auf Spurensuche.

Gletscher Oesterreich

Gleißende Schneefelder, Gletscherspalten, schroffe Felsen: Die über 900 Gletscher in Österreich sind einzigartige Naturschönheiten. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Charme. Wohl auch deshalb sind sie beliebt wie kaum kein anderes Motiv: Seit jeher werden Gletscher gemalt, fotografiert, bestiegen und erobert. Doch wird das auch in Zukunft so bleiben?

Die Pasterze
am Großglockner ist Österreichs größter Gletscher.

Rund 25 Meter
haben Österreichs Gletscher im Rekordsommer 2017 eingebüßt.

Über 900 Gletscher
gibt es in Österreich, die meisten davon in den Zentralalpen.

1 Kubikmeter Gletschereis
wiegt 1 Tonne – und damit so viel wie ein kleines Auto. 

Gletscher: Erhabene Riesen im Hochgebirge

Die Entstehung der heimischen Gletscher reicht in die letzte Eiszeit vor rund 110.000 bis 12.000 Jahren zurück. Damals waren die Alpen fast vollständig mit Eis bedeckt. Der Eispanzer war an manchen Stellen mehrere Kilometer dick. Durch die Bewegung der Gletscher entstanden die großen Täler und die Wannen der Alpenseen. Heute sind die Gletscher ein wichtiger Trinkwasserspeicher. Auch die Stauseen von Speicherkraftwerken im Hochgebirge – etwa in Kaprun in Salzburg oder Malta in Kärnten – werden mit Gletscherwasser gespeist. Sie fangen das Schmelzwasser auf, weiter unten im Tal wird daraus Strom gewonnen.

gletscherschmelze, österreich

Entstehung: Was ist ein Gletscher? 

Ein Gletscher ist eine aus Schnee hervorgegangene Eismasse mit einem definierten Einzugsgebiet. Gletscher können ab rund 2.600 Metern Höhe entstehen. Hier taut der Schnee nicht einmal im Sommer völlig ab. Die Schneedecke wird immer dicker und schwerer und presst die Schicht darunter zu dichtem Eis.

Unter der Last ihres Gewichts bewegt sich die Gletschermasse langsam talwärts und schleppt Sand und Gesteinsbrocken mit sich. Dringt der Gletscher in wärmere Regionen vor, schmilzt sein Eis.

Das Schmelzwasser fließt in einem Rinnsal ab, bei großen Wassermengen bildet sich ein Fluss. Sammelt sich das Schmelzwasser in einer Mulde, entsteht darin ein Gletschersee.

Gletscherschmelze im Vergleich

Gletscherschmelze: Felsen und Gestein statt weißer Pracht

Der Klimawandel beeinflusst auch die Gletscher in Österreich: Von 1850 bis 2000 hat sich die Gletscherfläche bereits annähernd halbiert. Und der Rückzug schreitet voran: Laut dem letzten Gletscherbericht des Alpenvereins gingen allein 2019 im Durchschnitt wieder 14,3 Meter verloren.

Die Luft in den Alpen erwärmt sich doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt. Der Grund: Weiße Flächen reflektieren mehr Sonnenlicht. Wenn Eis und Schnee verschwinden, lässt diese Wirkung nach und die Alpen nehmen mehr Wärme auf. Das wiederum lässt Eis und Schnee rascher schmelzen.

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Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnte das „ewige Eis“ in Österreich fast verschwunden sein.

Das hat Folgen: In den Alpen stabilisieren die Gletscher den Untergrund. Abschmelzendes Eis und auftauende Permafrostböden können zu Muren und Felsstürzen führen. Tiere und Pflanzen, die den kühlen Lebensraum brauchen, ziehen sich in immer größere Höhen zurück und werden schließlich verschwinden.

Die langfristige Trinkwasserreserve im Gletschereis ist gefährdet. Auch auf die Stromerzeugung der Speicherkraftwerke wird sich die Gletscherschmelze mittelfristig auswirken.

Zudem ist der Wintersport betroffen: Vielen Skigebieten droht das Aus.

Wundklee

Nichts ist für immer, nicht einmal das „ewige Eis“. Über die Jahrtausende hat sich gezeigt: Der Gletscher lebt, wächst und zieht sich zurück.

Neu ist, dass dieser Prozess durch den Klimawandel beschleunigt wird. Doch mit der Gletscherschmelze entsteht auch neuer Lebensraum: die Gletschervorfelder. Auf den ersten Blick wirken die eisfrei gewordenen Flächen wie Steinwüsten.

Doch der Eindruck täuscht: Bereits nach fünf bis zehn Jahren werden die Felder von Tieren und Pflanzen besiedelt und als Lebensraum genutzt.

In der Schweiz wollen Glaziologen mithilfe von Kunstschnee den Gletscherschwund aufhalten: Derzeit wird im Kanton Graubünden mithilfe eines Pilotprojekts versucht in die Natur einzugreifen und den Rückgang der Gletscher zu stoppen. Sollte dies gelingen, wäre es eine dringend gebrauchte Lösung für viele Regionen in der Welt. Denn Schmelzwasser stellt oft eine wichtige Quelle für Wasser dar, wie beispielsweise im indischen Ladakh, wo der Wassermangel aufgrund des schwindenden ewigen Eises bereits problematisch ist. (Quelle: Kurier, 2021)

Egal zu welcher Jahreszeit du einen Gletscher besuchst:

Du wirst immer wieder aufs Neue beeindruckt sein. Mit ihrer einzigartigen Landschaft laden die heimischen Gletscher zu vielfältigen Erkundungen ein. Ein Ausflug ins Hochgebirge lohnt sich!

 

Ausflugstipps: Österreichs Top-8-Gletscher

  1. Pitztaler Gletscher in Tirol: Das Café 3.440 mit Panoramaaussicht ist Österreichs höchstgelegenes Kaffeehaus.
  2. Eine magische Welt aus Eis und Schnee: Das erwartet Familien im Dachstein Eispalast im steirischen Dachstein Gletscher. 
  3. Einzigartiges Naturjuwel: Der Eingang zum Natur Eis Palast im Hintertuxer Gletscher in Tirol ist in wenigen Gehminuten von der Bergstation des Gletscherbus 3 erreichbar. 
  4. Für Wagemutige: Am Kaunertaler Gletscher in Tirol findet sich die steilste präparierte Piste Österreichs – mit 87,85 % Gefälle. 
  5. Panoramablick: In der Gipfelstation des Kitzsteinhorns in Salzburg auf 3.029 Metern Höhe liegt die Aussichtsplattform „Top of Salzburg“.
  6. Perfekt, um die Natur zu erkunden: Der Mölltaler Gletscher in Kärnten lädt unter anderem zum Freeriden ein. 
  7. Im Zeichen von James Bond: In der Gletscherwelt von Sölden in Tirol findet sich der Land Rover Defender aus dem Film „Spectre“. 
  8. Spektakulär: Am Stubaier Gletscher in Tirol lockt die Plattform „Top of Tyrol“ mit dem Blick über mehr als hundert Dreitausender. 

 

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