Natur und Regionen 27.03.2020

Altenwörth: Österreichs stärkstes Donaukraftwerk

VERBUND in Altenwörth: Österreichs stärkstes Donaukraftwerk

Arbeiterin vor gigantischem Turbinen-Laufrad
Altenwörth ist das stärkste Kraftpaket an der Donau. Jede der neun Turbinen hat einen Durchmesser von 6,5 Metern.
Etwa 20% des heimischen Stromverbrauchs liefern 9 Donaukraftwerke. Altenwörth als das stärkste von ihnen erzeugt alleine mehr als 2% des österreichischen Strombedarfs. Die Hauptaufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besteht darin, dass das auch so bleibt. Selbst die verschärften Sicherheitsvorkehrungen in der Krise hindern uns nicht daran, die begonnenen Wartungsarbeiten rechtzeitig vor der Schneeschmelze abzuschließen.

Die Kraftwerkerinnen und Kraftwerker pflegen liebevoll und mit großem Aufwand die Maschinerie, die bis zu 30 Meter unter die Donau ragt. Jeden Winter wird eine der Maschinen abgestellt, dicht gemacht und trockengelegt. Dann ergibt sich die seltene Gelegenheit zu einem Blick in die feuchten, dunklen Tunnel. Verblüffend groß sind die Dimensionen: das Laufrad mit einem Durchmesser von 6,5 Metern erinnert an die Schiffsschraube eines Kreuzfahrtschiffes. Der Generatormantel sieht eher aus wie der Rumpf eines U-Boots. Unvorstellbare 300.000 Liter Wasser schießen pro Sekunde durch eine einzige Turbine. Die Gesamterzeugung entspricht dem Jahresverbrauch von 580.000 Haushalten. Neun Jahre beträgt der Wartungszyklus. So lange sollten die Lager und Flügel der Turbine dem Dauerdruck des Wassers leicht standhalten.
Schwarzweiß-Luftaufnahme von der Kraftwerksbaustelle
Ein Blick über die riesige Kraftwerksbaustelle im Jahr 1975
Im Tullnerfeld rund um Altenwörth kann Österreichs Stromgeschichte auf engstem Raum bewundert werden. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der heimischen Energiepolitik könnten enger nicht beieinander liegen. Zwentendorf wurde weit über die Grenzen Österreichs berühmt, steht dort doch das sicherste Atomkraftwerk der Welt. Nach heftiger Debatte entschied Österreich mit knapper Mehrheit, auf Atomenergie zu verzichten. Um die Versorgungslücke zu schließen, entstand in unmittelbarer Nähe das Kohlekraftwerk Dürnrohr als Gemeinschaftsprojekt von VERBUND und EVN. Auch hier wurde der Umweltgedanke zum bestimmenden Planungsmerkmal. Die Entschwefelung und vor allem die Entstickungsanlage waren damals weltweite Neuheiten. Das Tullnerfeld wurde mit einem Netz an Luftgüte-Messstationen überzogen. Der Klimawandel erzwang die Schließung des thermischen Kraftwerks. In all der Zeit drehten sich in Altenwörth die Kaplan-Turbinen. 
Wissenschaft und Gesellschaft wandelten sich. Mit enormen Aufwand gestaltete VERBUND den Unterlauf der Traisen beim Kraftwerk Altenwörth so, wie Ökologen sich eine vielfältige Aulandschaft vorstellen. Mit Co-Finanzierung durch EU, Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Land Niederösterreich und Landesfischereiverband entstand ein 160 Hektar großer Lebensraum, der der Traisen jahrzehntelang verwehrt blieb. In rasender Geschwindigkeit holte sich die Natur das Altenwörter Augebiet zurück. In den Steilufern brüten Schwalben, im Gebüsch tummeln sich seltene Schmetterlingsarten und die Fische wandern von der Donau die Traisen aufwärts. Penibel dokumentieren Forscher der Universität für Bodenkultur die Entwicklung und sind begeistert. Altenwörth wurde zur Pilgerstätte für Ökologen und Kraftwerksbetreiber von Portugal bis Finnland.