Fischmonitoring bei Ottensheim – ein Zwischenstand
Längste Fischwanderhilfe Europas
Am oberösterreichischen Donaukraftwerk errichtete VERBUND gemeinsam mit Projektpartnern in zweijähriger Bauzeit im Rahmen des LIFE+ Programms die längste Fischwanderhilfe Europas. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen einfachen Umgehungsbach. In das neue, rund 14 Kilometer lange Habitat wurde die Mündung des Innbachs, das Aschach-Hochwasserentlastungsgerinne sowie der Brandstätter Donauarm eingebunden. Mit der Fertigstellung 2017 übernahmen die Expertinnen und Experten vom Umweltgutachten Petz die ökologische Analyse des neugeschaffenen Gewässerabschnitts für VERBUND.
Bis Herbst 2019 messen sie, wie gut die Wanderhilfe von den Fischen angenommen wird. Dafür wurde am Einstich vor dem Kraftwerk und bei der Einmündung des Umgehungsgerinnes jeweils ein Wehr mit Reuse angebracht. So lässt sich jeder einzelne Fisch – ab einer bestimmten Größe – dokumentieren, wenn er aus der oder in die Donau schwimmen möchte. Fünf weitere Messpunkte zeichnen die Bewegungen innerhalb des Habitats auf.
Große Biodiversität im Gewässer
„Seit Projektbeginn haben wir bei Befischungen und beim Reusenmonitoring 52 Fischarten festgestellt“, schildert Projektmitarbeiter Philip Feldmüller. „Am öftesten kommen Laube, Rotauge, Aitel und Nase vor, aber auch andere Arten wie etwa Barbe, Zingel, Flussbarsch und Gründling sind häufig.“ Bestimmt, vermessen und gewogen werden sie alle. „Jungfische oder Kleinfischarten unter 10 Zentimeter Länge werden nicht markiert“, so Feldmüller. „Es gibt aber auch sehr verbreitete Arten wie die Laube, Die haben wir schon so häufig gefangen, dass wir bereits letztes Jahr aufgehört haben, sie zu markieren“, ergänzt die wissenschaftliche Leiterin des Monitorings, Regina Petz-Glechner.Neben den Zählungen und der Dokumentation der beiden Reusen sind auch Befischungen im Gerinne, den beiden Flüssen und der Donau nötig. „Damit wir die Daten der Fische in den Reusen besser einschätzen können“, so Petz-Glechner. An fünf Antennenstandorten, die sich jeweils an Kreuzungspunkten im Gewässersystem befinden, zeichnet das Team zusätzlich die Routen der Fische auf. Dabei wird der Chip – ähnlich wie der Barcode einer Ware an der Supermarktkasse – gescannt.
Nagende Biber und hungrige Hechte
Die Anzahl der täglich dokumentierten Fische ist stark von der Jahreszeit und der Witterung abhängig. „Wenn an Spitzentagen 300 Fische in einer Reuse sind, dann dauert das Markieren ein paar Stunden“, beschreibt die Projektverantwortliche Barbara Missbauer ihre Arbeit. Komplikationen gab es letzten Herbst, als ein Biber über Wochen wiederholt ein Loch in die Reuse gebissen hat. „Die Arbeit ist interessant und macht Spaß. Man sieht jeden Tag neue Fischarten.“Und manchmal passieren auch kuriose Dinge: „Bei einer Befischung haben wir einen 1-Meter-Hecht im Innbach gefangen und ihn unter den Reader gehalten“, so Missbauer. „Am Computer wurde uns aber eine andere Fischart angezeigt: eine Nase mit 53 Zentimetern Länge, die der Hecht kurz zuvor gefressen hatte.“ Der bisher größte Fisch in der Reuse war ein Wels mit 1,12 Metern, der kleinste eine juvenile Nase mit 2 Zentimetern.
Ihr möchtet wissen, wie das Chippen der Fische funktioniert? Bei der Fischwanderhilfe Greifenstein durfte die flow-Redaktion selbst Hand anlegen. Hier geht’s zum Artikel: Der gläserne Fisch 4.0.
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