Nachhaltigkeit und Energiewende 28.02.2019

Greifenstein: Kampf den Verbrecherpflanzen

Greifenstein: Kampf den Verbrecherpflanzen

Thomas Kaufmann mit jungen Robinien vor dem Wasserkraftwerk in Greifenstein.
Thomas Kaufmann mit jungen Robinien, den „gesuchten Verbrecherpflanzen“. © Büro Freiwasser
Thomas Kaufmann betreibt Neophytenmanagement für VERBUND. Nein, das ist keine typische Schreibtischtätigkeit. Dafür muss man schon sportlich sein und kräftig anpacken können. Aktuell kümmern sich der selbständige Umweltbiologe und seine Kollegen vom Büro Freiwasser um das Monitoring der Pflanzen bei der Fischwanderhilfe Greifenstein. Bewaffnet mit gärtnerischen Hilfswerkzeugen rücken sie unerwünschten, floralen Neulingen zu Leibe, die sich an dem 4 Kilometer langen Flussstück niederlassen.

Die Robinie: hübsch aber problematisch

Bei der Errichtung des VERBUND-Laufkraftwerks Greifenstein an der Donau wurden in den 1980ern Robinien gepflanzt. „Eine robuste Baumart, die bei uns in Österreich seit vielen Jahrzehnten häufig vorkommt, ein gutes Holz hat und schön blüht“, erklärt uns Kaufmann. „Aber man möchte sie halt nicht überall haben.“ Als entfernter Verwandter der Akazie ist sie seit über 300 Jahren in Europa weit verbreitet, stammt aber ursprünglich aus Nordamerika. Und die Robinie ist als Pionier genügsam. „Sie schafft es auf rohen Böden, wo wenig wächst und viel Licht hinkommt, auszukeimen und aufzukommen.“ Damit verdrängt der Schmetterlingsblütler jedoch einheimische Arten, die sich ansonsten ansiedeln würden. Diese Verdrängungseffekte sind das Hauptproblem, das man mit vielen Neophyten – also Pflanzen, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren – hat. „Robinien haben außerdem eine besondere Fähigkeit“, ergänzt der Biologe eine weitere Herausforderung. „Sie können aus Wurzelstücken wieder neu austreiben.“ 
Ein kleiner Teil der insgesamt 7.550 entfernten Robinien auf einer Ladefläche.
Hier handelt es sich nur um einen kleinen Teil der insgesamt 7.550 entfernten Robinien. © Büro Freiwasser

Neophyten gesucht: tot oder lebendig

Beim Neophytenmonitoring an der 2018 eröffneten Fischwanderhilfe bei Greifenstein ging man in mehreren Schritten vor, schildert Kaufmann: „Wir starteten damit, diese 8 Kilometer Flussufer abzugehen. Dann wurde im Detail verzeichnet und bewertet, wo und wie stark Neophyten vorkommen.“ Die Funde wurden dabei auch fotografisch dokumentiert. Nach der anschließenden Planungsphase hieß es für die Biologen von Freiwasser: Ärmel hochkrempeln. „Wir haben gemeinsam mit Vegetationspflegern der Firma Eisenschenk im Auftrag von VERBUND über viele Tage im Laufe des Jahres kräftig angepackt und die Robinien händisch entfernt. Eine sehr mühsame Arbeit – wir sind uns aber sicher, dass sie effektiv war.“ Sobald sich eine geschlossene Vegetationsdecke gebildet hat, haben die Pioniere nicht mehr so leichtes Spiel.
Heimische Orchideen auf einer grünen Wiese.
Orchideen gibt es auch bei uns als heimische Wiesenpflanzen, sie fühlen sich ohne Neophyten beim Donaukraftwerk Greifenstein sehr wohl. © Büro Freiwasser

Statt Verdrängung: heimische Vielfalt und Schmetterlinge

Auch andere Neophyten verdrängen einheimische Arten. Dazu gehören das Drüsige Springkraut, das mit seinen rosa Blüten und einem intensiven Geruch dichte Bestände an Ufern bildet. „Es gibt zudem den japanischen Knöterich, der sehr robust und irrsinnig schwer zu bekämpfen ist.“ Auch das allergene Ragweed steht auf der Watchlist. „Gott sei Dank haben wir diese Gewächse an der Fischwanderhilfe in Greifenstein bislang noch nicht.“ Um dafür zu sorgen, dass die heimischen Pflanzen schnell wieder Fuß fassen, werden die beim Bau abgetragenen Wiesenstücke – hier ist es ein nährstoffarmer Kalkhalbtrockenrasen – zur Begrünung der neuen Flussböschungen verwendet. Das ist übrigens auch Teil der Naturschutzauflagen beim Projekt. Statt großer Flächen konkurrenzstarker Neophyten sollen dort laut Kaufmann „alle möglichen, nützliche Pflanzen wachsen. Viele Blumen bedeuten auch viele Schmetterlinge.“
Frühnebel an der Fischwanderhilfe in Greifenstein.
Herbstliche Morgenstimmung an der Fischwanderhilfe Greifenstein. © Büro Freiwasser
Bald ist der Winter vorbei und es geht für Thomas Kaufmann wieder hinaus für die Monitoringarbeiten – nun bereits im zweiten Jahr an der Fischwanderhilfe. Mit den Werkzeugen eines Gärtners und selbstverständlich ohne Gifteinsatz wird angepackt: „Im Frühling kommen dort die Orchideen heraus“, freut sich Kaufmann. Auch um den Weiden- und Pappelaufwuchs wird er sich kümmern. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Ihr wollt mehr über das Projekt erfahren? Dann werft doch einen Blick auf die Website des LIFE+ Netzwerk Donau: Fischwanderhilfe Donaukraftwerk Greifenstein

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