Ybbs2020: zu Gast beim Herrn der Turbinen
Ein kalter Wintertag im Kraftwerk Ybbs-Persenbeug in Niederösterreich Ende 2017: Mit Blaumann und Bauhelm ausgestattet beobachtet Betriebsingenieur Wolfgang Leeb, wie sich der 230 Tonnen schwere Rotor herabsenkt. Zwei synchrongeschaltete Portalkräne sind notwendig, um den Koloss zu bändigen. Heftige Windböen erfordern Höchstkonzentration von den Arbeitern. Auch Leeb ist gespannt. Der Rotor ist ein wichtiger Bestandteil der neuen Kaplanturbine – eine von sechs, die im Rahmen des Großprojekts Ybbs2020 die Effizienz des Kraftwerks gehörig ankurbeln werden.
Kaplanturbinen werden nur im Winter getauscht
Im August 2018 hat sich das Bild gewandelt. Die Sonne scheint, die grünblaue Donau fließt und Maschine Nummer 4 ist seit März in Betrieb. Neben dem Rotor haben auch alle anderen Teile – wie das im Durchmesser 7,40 Meter lange und 100 Tonnen schwere Laufrad – planmäßig ihren Platz gefunden. Die weiteren Arbeiten ruhen jedoch erstmal. „Wir führen den Umbau nur im Winter durch. In dieser Zeit sind ohnehin nicht alle Turbinen aktiv, da nur wenig Wasser fließt“, schildert Leeb. Bis 2020 baut das Team so jedes Jahr eine alte Maschine ab und eine neue auf. Die Aussichten sind vielversprechend: Dank verbessertem Design sowie moderner Leittechnik und Steuerung werden künftig 77 Millionen Kilowattstunden mehr Strom erzeugt. Die Effizienzsteigerung von 6 % entspricht dem Jahresstromverbrauch von 22.000 Haushalten. „Für ein Laufkraftwerk ist das sehr viel“, meint Experte Leeb. „Der größte Vorteil ist, dass es dafür keinen zusätzlichen Eingriff in die Natur braucht.“
Maschine 7 arbeitet unter der Donau
Mit großangelegten Umbauarbeiten hat der in der Lehrwerkstätte Ybbs ausgebildete Maschinenschlosser und Betriebselektriker reichlich Erfahrung. In den 1990ern erlebte er bereits die Konstruktion der siebten Kaplanturbine in Ybbs-Persenbeug mit. Anders als ihre sechs vertikalen Kollegen wurde dieses 46 Megawatt starke Kleinod horizontal installiert. Sie verkörpert den Fortschritt der österreichischen Ingenieurskunst und war lange Zeit Europas größte Kaplan-Rohrturbine. „Das bestehende Krafthaus am rechten Donauufer wurde für die Montage untertunnelt“, erinnert sich Leeb. „Unterirdisch errichteten die Ingenieure dann ein neues Krafthaus, in dem die Turbine liegt. Das war damals eine große bautechnische Herausforderung, weil die Arbeiten im laufenden Betrieb passierten.“ Im Jahr 2012 wurde die Maschine 7 zuletzt mit einem neuen Stratorring aufgerüstet.Mit der Virtual Reality App das Kraftwerk erkunden
Seit 2013 ist Ybbs-Persenbeug ein Besucherkraftwerk – und auch für Zweiradfans hervorragend durch den Donauradweg zu erreichen. „Letztes Jahr durften wir wieder 15.000 Besucher willkommen heißen“, berichtet Leeb stolz, der die Gäste hin und wieder auch selbst durch das 1959 fertiggestellte Donaukraftwerk führt. Besonders beliebt ist neben den Hands-on-Stationen – wo Interessierte der Entstehung des Stroms auf den Zahn fühlen – die Virtual Reality App. Per Smartphone und einer 3D-Brille sind so atemberaubende Einblicke zum Beispiel in das Innere einer laufenden Turbine möglich. „Aus der Fischperspektive quasi“, schmunzelt Leeb. Übrigens: Fische müssen vor den gewaltigen Kaplanturbinen keine Angst haben. Aufgrund des niedrigen Drucks, der Größe und der geringen Drehzahl von rund 70 Umdrehungen pro Minute schwimmen Kiementräger problemlos durch den Stahlriesen durch.SDGs: Bezahlbare und saubere Energie für Österreich
VERBUND leistet mit Ybbs2020 einen Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDGs) der UNO. Das Unternehmen unterstützt damit SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“. Mehr Infos findet ihr hier: Globale Nachhaltigkeitsziele.Übrigens: Jetzt flow-Blog abonnieren und keinen Beitrag mehr verpassen!