Smart Living und Innovationen 12.10.2017

Grüner Wasserstoff als Game Changer?

Grüner Wasserstoff als Game Changer? - VERBUND

Rudolf Zauner vor seiner Elektrolyse-Anlage
VERBUND-Experte Rudolf Zauner führt seine Elektrolyseanlage vor. © Schreibagentur

Rudolf Zauner richtet seinen Scheinwerfer auf ein Solarmodul, schaltet ein und nur wenige Sekunden später geht’s los: An der Kathode des Elektrolyseurs bildet sich grüner Wasserstoff, der im Glaszylinder hochblubbert. „Nichts Neues“, sagt ihr? „Solch einen Elektrolysevorgang kennen wir noch aus dem Schulunterricht.“ Stimmt – doch hättet ihr damals gedacht, dass sich dahinter eine der größten Chancen für die Energiezukunft versteckt?

Aus grünem Strom wird grüner Wasserstoff
VERBUND-Mitarbeiter Rudolf Zauner hatte als gelernter Verfahrenstechniker bereits bei seinem Vorstellungsgespräch vor zehn Jahren diese Vision. „Sonnen- und Windenergie sind wichtig für die Energiezukunft, allerdings wetterabhängig – bei Spitzenzeiten müssen sogar Kraftwerke abgedreht werden“, erklärt er. „Dieser Überschuss kann jedoch genutzt werden, um aus sauberem Strom grünen Wasserstoff herzustellen.“ Denn das am häufigsten auftretende Gas im Weltall hat es in sich. Eingespeist ins Gasnetz sorgt es für Wärme. Als Kraftstoff treibt es Autos, Schiffe und Flugzeuge an. Und als Speicher konserviert es elektrische Energie, die bei Bedarf wieder rückverstromt werden kann. Jetzt gilt es daher, die Anwendung von grünem Wasserstoff im großen Stil zu erforschen – kein Wunder, dass Visionär Zauner hier eine tragende Rolle einnimmt.

Elektrolyse mit Solarmodulen
Wer kennt sie noch aus der Schule? Mit der Elektrolyseanlage grünen Wasserstoff erzeugen, das soll bald in großem Stil möglich sein. © Schreibagentur

Start für gigantische Elektrolyseanlage
Als Projektleiter ist der Experte verantwortlich für das EU-geförderte Projekt H2FUTURE. Dieses hat VERBUND gemeinsam mit der voestalpine und vier weiteren Partnern Anfang des Jahres ins Leben gerufen. „Die voestalpine will Wasserstoff zukünftig im Reduktionsprozess verwenden – um aus Eisenerz Eisen und anschließend Stahl zu machen“, weiß Zauner. „Dieser wurde bislang fossil hergestellt. Wir planen nun grünen Wasserstoff zu produzieren und direkt vor Ort einzusetzen.“ Dazu installieren die Projektpartner eine PEM-Elektrolyseanlage – mit sechs Megawatt eine der größten der Welt. Ende 2018 ist der Start für den 26-monatigen Testbetrieb angesetzt. Begleitet wird dieser von einer umfangreichen Analyse: Wie lässt sich die Anlage am besten in den Industriealltag integrieren? Was bedeutet das für die Logistik? Und was für die Branche? Fragen, deren Beantwortung uns alle betrifft.

Schlüssel zur Sektorkopplung?
Denn grüner Wasserstoff hat einen entscheidenden Vorteil: Seine Erzeugung und sein Einsatz verlaufen komplett CO2-frei, weil der Strom zur Produktion aus erneuerbaren Quellen kommt. Und das kann nicht nur die Industrie wesentlich sauberer machen. „Um die Klimaziele zu erreichen, muss die Dekarbonisierung in allen Sektoren voranschreiten – also auch zum Beispiel bei Wärme oder Mobilität“, hält Zauner fest. Momentan stammen in Österreich zwar 70 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen – der grüne Anteil an der genutzten Gesamtenergie in allen Sektoren beträgt aber nur knapp ein Drittel. „Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff kann dieser gewaltig in die Höhe geschraubt werden, das wäre ein echter Game Changer“, ist Zauner überzeugt. Doch dazu muss auch die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, wie etwa eine künftige Wasserstoffstrategie. VERBUND ist daher seit März Mitglied der Interessensvertretung Hydrogen Europe – um Wasserstoff auch auf EU-Ebene für die Energiezukunft in Pole Position zu bringen.

Wie es mit dem Thema weitergeht? Ihr dürft gespannt sein. In der Zwischenzeit dreht Rudolf Zauner seine Demo-Elektrolyseanlage wieder ab. Mit dem Bau des großen Bruders am Areal der voestalpine in Linz wird noch dieses Jahr begonnen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Ihr interessiert euch für das wegweisende Wasserstoffprojekt von VERBUND? Weitere Infos findet ihr hier: H2FUTURE.

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