Im Slalom zwischen Orchidee und Auwald
Doch die Wissenschaft bleibt nicht stehen und 30 Jahre später geht es nicht mehr (nur) um Renaturierung, sondern um die Verbindung von Lebensräumen an der teilweise hart verbauten Donau. Im Projekt „LIFE+ Netzwerk Donau“ hat es sich VERBUND zum Ziel gesetzt, bestehende ökologische Trittsteine an der Donau zu verbinden und dabei die Donaukraftwerke für die Fische passierbar zu machen. Unterstützt wird das Projekt von sechs Finanzierungspartnern: der EU im Rahmen des LIFE+ Programms, dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, den Landesregierungen von Ober- und Niederösterreich sowie den Landesfischereiverbänden Ober- und Niederösterreich.
David Oberlerchner leitet das Paket an Maßnahmen. Beim Projekt der Fischwanderhilfe Greifenstein hat er selbst die Detailprojektleitung inne. Darum kennt er auch die verblüffenden Details.
Im Slalom durch die Landschaft
In der unmittelbaren Nachbarschaft der Baustelle für die Fischwanderhilfe liegt das üppige Naturschutzgebiet des Gießganges. Die Qualität der Landschaft erzwang einige Schleifen und Umwege. „Eigentlich wollten wir einen alten Fußballplatz beim Kraftwerk queren- doch dort haben sich wertvolle Orchideenkolonien gebildet, die wir keinesfalls zerstören wollten“, so David Oberlerchner. Auch sollte keine Schneise quer durch den Auwald gepflügt werden. So kam ein hübsch anzusehender, geschlängelter Verlauf von 4 Kilometern zu Stande. „Den Fisch wird’s freuen, wenn er sich in kleinen Buchten und Kurven verstecken kann“, so David Oberlerchner verständnisvoll. Obendrein wurden „Raubäume“ gezielt in den Verlauf der Fischwanderhilfe verankert. Sie simulieren eine alte Aulandschaft mit Totholz. Rückzugsraum für Jungfische ebenso wie Jagdplatz für den Eisvogel.Sommerpause im August
Im Sommer 2017 ist Halbzeit beim Bau. Über den August ruhen die Arbeiten noch, dann werden die Bagger sich weiter von oben nach unten arbeiten. Der „Ausstieg“, also die Mündung der Fischwanderhilfe, ist bereits fertiggestellt. Zwei kleine Sperren regulieren hier den Wasserstand. Im Hochwasserfall senkt sich der Wasserspiegel im Nahbereich des Kraftwerks stark ab (dieses Paradoxon erklären wir Euch besser in einem Video). Damit die Fischwanderhilfe auch in so einem Ausnahmefall nicht trocken fällt, gibt es eine „Notdotation“, also ein Rohrsystem zur Bewässerung.330.000 Kubikmeter Schotter werden insgesamt aus der Au gebaggert. Je näher sie verwendet werden können, umso umweltschonender der Transport. Mit dem Material werden Wildrettungshügel (für Hochwässer in der Au) gebaut und, wenn möglich, Baustellen in der Nachbarschaft versorgt. Daher gibt es beim Projekt keine unnötige Hast. „Wir machen das Kraftwerk ökologisch fit für die nächsten 30 Jahre und hoffen, dass auch der neue Lebensraum von den Fischen geschätzt wird.“ Die so geförderte Artenvielfalt wird auf jeden Fall auch der Donau nutzen, ist Projektleiter Oberlerchner überzeugt. „Wir hoffen, dass uns künftige Generationen unsere Leistungen ebenso anerkennen wie wir die der Kraftwerksbauer in Greifenstein, die mit dem Gießgang die umweltfreundliche Hürde hoch gelegt haben.“
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