Smart Living und Innovationen 15.04.2015

Das Rätsel von St. Dionysen

70 Jahre lang hat niemand bemerkt, dass unser Kraftwerkstor um Ecken zu schmal ist.

Zum Einstieg ein schnelles Quiz: Wie bekommt man einen Generator ins Kraftwerk, wenn das einzige Hallentor um Meter zu schmal ist? Feilen? Sägen? Bohren? Was nicht passt, wird passend gemacht. Aber weil`s um den nagelneuen Generator echt schade wäre, haben wir eben das Tor etwas unkonventionell erweitert. Was wiederum bei Anrainern und Passanten neue Fragen aufwarf.




Das steirische Murkraftwerk in St. Dionysen bei Bruck an der Mur ist nämlich keinesfalls neu. Vielmehr gingen bereits vor 70 Jahren zwei Generatoren in Betrieb, die dann kurz nach Kriegsende mit wenigen Betriebsstunden von der Roten Armee auch gleich wieder ausgebaut wurden. Erst 1949 konnte das Kraftwerk Dionysen mit neuen Generatoren Strom erzeugen, die jetzt nach 66 Betriebsjahren ausgetauscht werden. Größe und Durchmesser sind immer dieselben, wie also sind die Generatoren vor Jahrzehnten ins Kraftwerk gekommen?



Des Rätsels Lösung: Tonnenschwere Frachtstücke konnten vor 70 Jahren nur per Eisenbahn von der Fabrik bis zum Kraftwerk transportiert werden. Der Generator-Ring ist allerdings viel zu groß für einen Eisenbahntransport, weshalb der Stator damals in zwei Halbschalen gefertigt und erst in der Kraftwerkshalle montiert wurde. Die Halbteile passten locker durchs Tor. 

Die neuen Statorringe für die Generatoren in St. Dionysen wurden von Andritz-Hydro in Weiz ab Werk in einem Stück geliefert, was für einen Schwerlasttransporter auf der Straße zwar eine langwierige, aber bewältigbare Aufgabe darstellt. Wir mussten nur noch das Kraftwerkstor passend machen.