Carl Miele - Ein Mann, der die Frauen verstand
Stellt euch vor, ihr müsstet eure Wäsche mit der Hand rumpeln oder verkrustete Pfannen stundenlang sauber kratzen. Das Leben mit Waschmaschine, Staubsauger und Geschirrspüler ist heute um einiges bequemer als noch vor 100 Jahren - Miele sei Dank. Denn der Erfinder und Geschäftsmann hat viel zur Erleichterung der Hausarbeit beigetragen.
Von der Waschrumpel zur Waschmaschine
Vor 100 Jahren war ein Waschtag noch Schwerstarbeit. Man musste die Wäsche in Soda einweichen, den Waschkessel vorbereiten und stundenlang die Kleidung in der scharfen Seifenlauge rumpeln. Auswaschen, Mängeln und Bügeln nicht zu vergessen.
Carl Miele brachte die Lösung. Nach dem Prinzip der Milchzentrifuge - einem Gerät, das die Milch von der Sahne trennt - baute Miele 1900 seine erste Waschmaschine. Anfangs musste man noch selbst ein Drehkreuz bewegen. 1904 trieb schon ein Motor das Gerät an und 1930 wurde der Holzbottich durch einen Metallkessel ersetzt. In den 1950er-Jahren hielt Mieles Erfindung großflächig Einzug in den deutschen Wohnungen und ließ die Waschrumpeln im Keller verschwinden.
Werbeplakat: Dank Mieles Waschmaschine war der Waschtag eine wahre Freude. © obs/Miele & Cie. KG
Ein Geschirrspüler anno 1929: fast unleistbar
Und wie sah die Geschirrspülmaschine à la Carl Miele aus? Man nehme einen Metallbottich, stelle 2 Körbe Geschirr hinein und schütte heißes Wasser darüber - ein Propeller erledigt den Rest. Voilà, schon hat man den ersten elektrischen Geschirrspüler Europas. Das „Modell A“ von Miele war 1929 noch eine Sensation, die sich fast niemand leisten konnte. Immerhin kostete es bis zu 450 Reichsmark. Zum Vergleich: Eine Haushälterin für 3 Jahre zu beschäftigen, war in etwa gleich teuer.
Das erste vollautomatische Gerät kam in den 1960er-Jahren auf den Markt. Heute verlassen täglich 2.200 Geschirrspüler das Miele-Werk in Bielefeld. Rund 70 % der deutschen Haushalte haben eine Spülmaschine. Kein Wunder, sie spart viel Zeit und Nerven. Noch dazu wäscht man umweltschonender als mit der Hand. Moderne Geschirrspüler passen ihr Waschprogramm dem Verschmutzungsgrad an und beseitigen sogar hartnäckige Krusten von Fondue, Pasta oder Paella.
Das „Modell A“ von Miele - Europas erster Geschirrspüler entstand 1929. © obs/Miele & Cie. KG
Carl Mieles Motto: „Immer besser“
Aber wer war die Person hinter diesen wegweisenden Innovationen? Carl Miele wurde am 25. Juli 1869 in Herzebrock in Nordrhein-Westfalen geboren. Bei seinem Vater erlernte er das Mauern und den Schornstein-Bau. Im Jahr 1895 übernahm Miele eine Baustoff- und Eisenwarenhandlung. Schon bald erweiterte er das Sortiment um Haushalts- und Küchengeräte. Gemeinsam mit Reinhard Zinkann gründete Miele 1899 die Firma „Miele & Cie“ - die noch heute im Besitz der beiden Familien ist. Zinkann war für den Verkauf zuständig, Miele kümmerte sich um die Entwicklung der Geräte.
Nach dem Motto „Immer besser“ trachtete Carl Miele ständig danach, das Sortiment zu verbessern und zu erweitern. Miele produzierte eine Zeit lang sogar Fahrräder und Autos. Für die Damenwelt waren Erfindungen wie die Schontrommel, der Wäschetrockner oder der Staubsauger ein Segen. Mieles Innovationen revolutionierten nicht nur die Haushaltsplanung, sondern bedeuteten einen großen Schritt für die Emanzipation der Frauen. Dank der technischen Helfer wurde die Hausarbeit einfacher, die Frauen sparten Zeit und konnten sich anderen Dingen widmen.
Soziales Engagement auf der ganzen Linie
Carl Miele und Reinhard Zinkann sorgten sich auch um das Wohl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So führten sie 1909 erstmals eine Betriebskrankenkasse ein. Und 1910 erhielt die Belegschaft das erste Weihnachtsgeld. Zu seinem 80. Geburtstag wurde Carl Miele auf Grund seines Engagements zum Ehrenbürger der Stadt Gütersloh ernannt, wo er am 24. Dezember 1938 verstarb.
Für uns sind Staubsauger, Kühlschrank und Co. heute selbstverständlich. Aber ohne die glorreichen Erfindungen von Carl Miele wäre unser Alltag nur halb so bequem ...