Von 0 auf 480 MW in 3 Minuten
Ein guter Anlass, wie wir finden, euch ein bisschen hinter die Kulissen von Salzburgs größtem Infrastruktur-Projekt blicken zu lassen. Eine gute Zusammenfassung der Bauarbeiten zeigt auch unser kleiner Film.
Was kann das Kraftwerk?
Limberg II ist ein so genanntes Pumpspeicherwerk, es nutzt den Höhenunterschied zwischen einem Stausee und einem niedriger gelegenen Krafthaus, wo sich eine Turbine befindet. Das Wasser des Stausees wird in Stollen geleitet, wo es bis zu 500 Meter in die Tiefe "stürzt". Am Ende des Stollens trifft das Wasser auf Turbinen, die es in Bewegung versetzt. Die Turbinen treiben Generatoren an und diese erzeugen Strom. Das Besondere an Pumpspeicherkraftwerken: es ist auch der umgekehrte Prozess möglich. D.h. Wasser kann von einem niedriger liegenden See in einen höher gelegenen gepumpt werden. Mehr dazu und eine Animation findet ihr übrigens auf unserer Website zum Pumpspeicherkraftwerk.
Der Stephansdom im Berg
Das Besondere an Limberg II? Das Krafthaus mit Turbinen bzw. Pumpen befindet sich vollständig unterirdisch im Inneren des Bergs. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten und der Eröffnung ist dann nur mehr eine kleine Einfahrt in den Berg sichtbar. Dafür musste aber zunächst ein 5 km langer Tunnel gegraben und eine Kaverne (Höhle) im Inneren geschaffen werden, in der das Mittelschiff des Wiener Stephansdomes Platz gehabt hätte. Viel ist davon nicht mehr zu sehen, denn der Großteil ist inzwischen mit Maschinenteilen wieder verbaut worden.
Mit Tunnelfräse durch den Berg
Nicht nur die Kaverne hat es in sich, auch der Stollen, durch den in der Sekunde Wassermassen fließen. Die 3,5 km lange Verbindung zwischen der Kaverne und dem oberen Stausee wurde mit einer modernen Tunnelfräse, wie sie auch beim U-Bahn-Bau eingesetzt wird, aus dem Berg herausgelöst. Der Stollen ist voll betoniert und besitzt einen Durchmesser von mehreren Metern: 144 Kubikmeter Wasser fließen hier - pro Sekunde -, vergleichbar mit dem Volumen von zwei Stadtverkehrsbussen.
Stromproduktion regeln
Limberg II erweitert die Leistung der bestehenden Kraftwerksgruppe Kaprun von zuvor 353 MW auf 833 MW. Dadurch können wir rund zehn Prozent der in Österreich benötigten Netzleistung zu Spitzenverbrauchszeiten zur Verfügung stellen. Wichtig ist so ein Regel-Kraftwerk deshalb, weil der Stromverbrauch sehr stark schwankt. Durch immer mehr Windräder, Photovoltaik-Anlagen und die unregelmäßige Wasserführung in Flüssen braucht es ein Kraftwerk, das zu Spitzenverbrauchszeiten, z. B. am Abend oder in der Früh, die Versorgung mit Strom sicherstellt.
Heute ist ein Pumspeicherkraftwerk die einzige Möglichkeit, den Strom in großem Stil zu "speichern".
Zum Abschluss ein bisserl Gigantonomie
Im Juni 2009 mussten für die Bauarbeiten im hinteren Kapruner Tal die zwei Stauseen komplett entleert werden. Normalerweise fassen diese bis zu 160 Millionen Kubikmeter Wasser.
Die Betonmischanlage war mit 2.000 m Seehöhe Europas höchstgelegene. Täglich wurden mit ihr bis zu 300 Kubikmeter Beton erzeugt: ein Großteil davon für den Ausbau des 3,5 km langen Triebwasserstollens und 1.550 m³ für den Bau des Einlaufbauwerks am Mooserboden-Stausee.
Die fünfeinhalb Jahre Bauzeit teilen sich auf 5.000 "Personenjahre" auf. Durchschnittlich wurden über 800 zusätzliche Beschäftigte pro Baujahr gezählt. Zeitweilig waren rund 300 Spezialisten gleichzeitig auf der Baustelle beschäftigt.